Seit Jahren ist die Einwohnerzahl der Ukraine stark rückläufig. Wie die neusten Zahlen zeigen, verstärkt sich der Trend ernsthaft. Allein im ersten heurigen Halbjahr sank die Bevölkerungszahl um rund 200.000 Menschen.
Heuer Schwund noch stärker als im Vorjahr
Die ungarischsprachige Kárpátaljalap veröffentlichte die neusten Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung des offiziellen Statistischen Amtes der Ukraine. Darin zeigt sich, dass der Sinkflug der Einwohnerzahl des osteuropäischen Staates immer rasantere Züge annimmt. Allein in den sechs Monaten von Anfang Jänner bis Ende Juni sank die Bevölkerungszahl um rund 200.000 Menschen. Zum Vergleich: 2020 brauchte es noch acht Monate für den gleichen Schwund.
Nur noch 38 Geburten auf 100 Todesfälle
Dabei ist nicht, wie man vermuten würde, Emigration oder Flucht aus dem teilweise vom Bürgerkrieg geplagten Land der Grund. Die Aus- und Einwanderungen halten sich mit jeweils rund 200.000 Menschen im ersten Halbjahr die Waage. Eine Auswanderung in die Europäische Union ist für Ukrainer mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. Der Schwund ist fast ausschließlich auf die wenigen Geburten zurückzuführen. Wie das Amt mitteilte, würden auf 100 Todesfälle aktuell nur rund 38 Geburten kommen.
Zehn Millionen Bürger weniger als 1990
Aktuell hat die Ukraine noch rund 41 Millionen Einwohner. Dies ist die niedrigste Zahl seit 1964. Im Jahr 1990, vor gerade einmal 20 Jahren, betrug die Bevölkerungszahl noch 51 Millionen. Setzt sich der Trend ungebremst fort, würde die Ukraine in 35 Jahren mit 27 Millionen Einwohnern den Tiefststand erreichen, den sie kurz nach ihrer Gründung als Sowjetrepublik in ihrer ersten Volkszählung 1924 hatte. Sollte die Ukraine jedoch in mittlerer Zukunft Mitglied der Europäischen Union werden, ist zusätzlich mit einer riesigen Auswanderungswelle nach Westeuropa zu rechnen.