In einen Kebab beißen und dabei spielend lesen und schreiben lernen – so einfach geht das.

14. Mai 2019 / 14:15 Uhr

Kein Witz: In Berlin gehört der Besuch von Döner-Buden zum Schulunterricht

“Berliner Schule geht neue Wege – Döner essen für gute Noten” lautet die Schlagzeile eines Berichtes in der Bild-Zeitung über “neue Wege”, um Berlins Neuntklässler in punkto Deutschkenntnisse bundesweit von der vorletzten Stelle wegzubringen. Das Ergebnis der letzten IQB-Studie (Institut für Qualität im Bildungswesen) lautet nämlich, dass fast jeder dritte Berliner Schüler die Mindeststandards beim Lesen nicht erfüllt – und die Lesefähigkeit lässt weiter nach. Das soll sich dank “Döner essen” jetzt schlagartig ändern.

“Döner-Tasting-AG” soll zum Schreiben motivieren

Wie das funktionieren soll? Ganz einfach: Franziska Geipel (32), Deutsch- und Geschichtslehrerin an der Carl-Zeiss-Oberschule in Berlin-Lichtenrade, hat die “Döner-Tasting-AG” ins Leben gerufen, und die soll Wunder bewirken. Die Lehrerin dazu:

Der Döner ist das praktische Mittel zum Zweck. Wenn wir die Kinder damit motivieren können, zu schreiben, ist das der richtige Weg. Schule muss heute auch andere Wege gehen.

Sechs Kebab-Buden hat der Kurs in ersten Halbjahr bereits besucht. Nach Verzehr des (von Ernährungsexperten für Heranwachsende nicht direkt empfohlenen) Schnellimbisses müssen die Schüler dann eine “Gastro-Kritik” in Form des Ausfüllens eines Fragebogens verfassen, denn, so die Lehrerin weiter:

Die Jugendlichen lernen neue Begriffe, beginnen dadurch, sich mit verschiedenen Wörtern auszudrücken. Mit der Zeit wird ihr Ausdruck besser, sie werden mutiger, was ihre Sprache angeht.

Statt 25 Döner-Kurs-Besuche nur zehn

Nur, Rechtschreiben lernen sie dabei trotzdem nicht. Einen in der genannten Zeitung abgebildeten ausgefüllten Fragebogen kann man praktisch nicht entziffern. Mittlerweile haben die künftigen Pensionszahler den Trick durchschaut, dass sie über den Umweg des Döner-Essens eigentlich schreiben sollen.

Und so sind von 25 Döner-Kurs-Besuchern nur noch zehn geblieben. Ein Schüler dazu: “Weil wir nicht gewusst haben, dass wir schreiben müssen”. Ein anderer ergänzt: “Ich schreibe WhatsApp”. Und ein dritter spricht Klartext: “Nee, nicht mal. Ich verschicke nur Sprachnachrichten”.

Schule will “Dönerführer” herausbringen

Dass alle Schüler im Artikel ausnahmslos nicht arabische Namen tragen, versteht sich von selbst, also Basti, Simon, Jean und Lennart, denn so dämlich dürften ja nur einheimische Kebab-Esser sein.

Demnächst soll zum “Tag der offenen Tür” der Carl-Zeiss-Oberschule ein “Dönerführer” als “kleines Büchlein” herausgebracht werden. Gut möglich, dass in diesem “Gault Millau” en miniature statt Hauben, Kopftücher vergeben werden.

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