Der umstrittene Die Welt-Journalist mit deutschem und türkischem Pass Deniz Yücel kam nach einem Jahr aus türkischer Haft frei. Der 44-Jährige hatte mehr als ein Jahr ohne Anklage in der Nähe von Istanbul in Untersuchungshaft verbracht. Am 16. Februar landete Yücel an Bord einer Chartermaschine auf dem Flughafen Berlin-Tegel.
Anklage gegen Yücel in Instanbul
Wenige Stunden zuvor hatte ein Istanbuler Gericht die Anklage wegen “Propaganda für eine Terrororganisation” und “Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindseligkeit” angenommen. Dafür drohen vier und 18 Jahre Haft. Gleichzeitig verfügte das Gericht Yücels Entlassung aus der Haft, ohne eine Ausreisesperre zu verhängen.
Die Kanzlerin als Kämpferin für die “Meinungsfreiheit”
Die Türkei steht aufgrund ihres Krieges gegen die Kurden im Lande und auch in den benachbarten Staaten unter internationaler Kritik und setzt gegen diese auch deutsches Militärgerät ein. Doch ein Geschäft mit der Türkei soll es nicht gegeben haben. Am Abend erklärte der deutsche Außenminister im ZDF-heute journal, die türkische Seite habe keine Forderungen gestellt, und die deutsche Seite habe nichts anbieten können. Das, obwohl tags zuvor der türkische Ministerpräsident Yildirim bei Kanzlerin Merkel in Berlin zu Gast war.
In Deutschland reagierten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Sigmar Gabriel erleichtert über die Rückkehr von Yücel. Gabriel dankte Merkel und seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu, und Bundespräsident Steinmeier äußerte die Hoffnung, dass die Freilassung “Bedingungen schafft, die zu einer Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen führen”.
Das politische und mediale Establishment inszeniert sich nun als Hüter und Kämpfer für die Meinungsfreiheit, obwohl doch gerade die Anklage in der Türkei formuliert wurde. Doch die Selbstinszenierung kommt der neuen/alten Koalition sehr gelegen, sinkt doch das Vertrauen in Politik und Medien immer mehr.
Freude über “Deutschensterben”: Wolf im Schafspelz
Dass Merkel mit Yücel einen Wolf im Schafspelz zurückgeholt hat, wird geflissentlich ignoriert. Kein Medium erinnert daran, dass sich Yücel als taz-Autor über das “Deutschensterben” infolge der Kinderlosigkeit freute. In einer Kolumne über den Autor des einwanderungskritischen Buches “Deutschland schafft sich ab”, Thilo Sarrazin, schrieb der Neo-Deutsche, dass man die Bezeichnung “lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur”, die eine türkische Journalistenkollegin verwendet hatte, dennoch verwenden könne und dass man Sarrazin “nur wünschen kann, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten”.
Ab nun “bereichert” dieser Mann wieder die deutsche Medienlandschaft.