Die Landtagswahlen in Österreich hätten ihren Schrecken verloren, schreibt Manfred Mitterwachauer, Chefreporter der Tiroler Tageszeitung (TT), heute, Dienstag. Zumindest bei den Regierenden, meint er.
Landeshäuptlinge sitzen fest im Sattel
Tatsächlich sitzen nach schweren Verlusten bei den Landtagswahlen in Tirol, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg alle Landeshäuptlinge weiter fest im Sattel. Zur Erinnerung:
September 2022: Die Tiroler ÖVP verliert unter Neo-Spitzenkandidat und Neo-Landeshauptmann Anton Mattle mehr als neun Prozentpunkte.
Jänner 2023: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner fährt mit ihrer Niederösterreich-VP ein Minus von knapp zehn Prozentpunkte ein.
März 2023: Die SPÖ in Kärnten schmiert unter Landeshauptmann Peter Kaiser um neun Prozentpunkte ab.
April 2023: Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer muss mit seiner VP ein Minus von rund 7,5 Prozentpunkten verkraften.
Machterhalt als Maximalziel
Sieger sehen zwar anders aus als Mattle, Mikl-Leitner, Kaiser und Haslauer, doch zurücktreten wollte nach der Blamage bei den Wahlen keiner. Sie haben aus der krachenden Niederlage das Maximalziel herausgeholt, nämlich den Machterhalt. „Für sich, aber auch für die Partei“, meint TT-Chefreporter Mitterwachauer.
Als ob nichts gewesen wäre…
Mattle und die Tiroler VP würden sogar so regieren, als ob nichts gewesen wäre, schreibt Mitterwachauer weiter. Mehr noch: Die lästigen Grünen wären endlich weg, die Roten als junge alte Koalitions-Sekundanten wieder an Bord, und so würde der schwarze Machtzirkel rund um Bauern- und Wirtschaftsbund fröhliche Urständ feiern. Zuerst still und leise. So viel Demut vor dem Wähler müsse schließlich sein. Langsam, aber sicher wieder lauter. Stichwort: Postenschacher.
ÖVP-Generalsekretär in Parallelwelt
Hörte man dem ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker am Sonntag im ORF nach der Wahlschlappe seiner Partei in Salzburg zu, hätte man den Eindruck gewinnen können, dass der Mann in einer Parallelwelt lebt. Allen Ernstes sagte er gegenüber der Moderatorin, dass die ÖVP bei der Landtagswahl in Kärnten schließlich dazu gewonnen hätte.
Eine Mär, wie unzensuriert bereits klargestellt hat. Denn in Wahrheit verlor die ÖVP im Vergleich zur letzten Stimmabgabe bei der Nationalratswahl 2019 satte 17,9 Prozentpunkte. Aber beim Schönreden einer Wahlschlappe hat die ÖVP in den vergangenen Monaten ja reichlich Erfahrung sammeln können.