Polizisten dürfen ab sofort auch sichtbare Tätowierungen tragen. Ob Innenminister Karner damit die Nachwuchs-Probleme bei der Exekutive in den Griff bekommt, ist zu bezweifeln.

10. März 2023 / 16:43 Uhr

Endlich: Polizisten dürfen auch sichtbare Tätowierungen tragen

Nachdem es bei der Kriminal- wie bei der Asylstatistik nur noch Negativ-Rekorde zu vermelden gibt, ließ Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) heute, Freitag, endlich einen Erfolg verkünden: Polizisten dürfen ab sofort auch an sichtbaren Stellen tätowiert sein. “Es hat sich in der Gesellschaft, vor allem bei jungen Menschen, viel verändert. Tätowierungen sind heute ein Bestandteil der Lebenskultur, dem wird durch die Liberalisierung der geänderten Vorschrift Rechnung getragen”, argumentierte Karner die Lockerung der bisherigen Regeln.

Wir warten auf tätowierte Hände, Hälse und Gesichter

Nach „Gender-Sternchen“, Regenbogen-Masken samt “LGBTIQ”-Werbung und erleichterten Aufnahmeprüfungen müssen wir uns bei Exekutivbeamten nun auch auf tätowierte Hände, Hälse oder gar Gesichter einstellen. Ausgenommen sind nur verbotene politische Symbole oder Hass- bzw. Gewalt-Botschaften. Diese Entscheidung dürfte allerdings nicht primär dem allgemeinen Links-Ruck in der ehemals konservativen ÖVP entspringen, sondern eher der immer angespannteren Personalsituation bei den insgesamt rund 31.000 Polizisten in Österreich, 7.400 davon in Wien.

Personalsituation bei Exekutive immer prekärer

Einerseits gehen in den nächsten Jahren überdurchschnittlich viele Beamte der „Baby Boomer“-Generation in den Ruhestand, andererseits wollen angesichts der ausufernden Gewalt-Kriminalität und des mangelnden Respekts vor allem von jungen Migranten gegenüber der Exekutive immer weniger junge Leute diesen Beruf ergreifen. Wer ständig damit rechnen muss, selbst bei geringsten Anlässen geschlagen, getreten, gebissen, bespuckt oder mit Steinen und Böllern beschossen zu werden, hat wenig Lust darauf, daraus seinen Brotberuf zu machen. Im Schnitt landen in Österreich täglich fünf Polizisten aufgrund von Dienstverletzungen im Spital, jeder zweite davon durch fremde Gewalt. Im Jahr sind das rund 2.000 Verletzte. Dazu kommen wenig familienfreundliche Dienstzeiten und eine im Vergleich zu all diesen Nachteilen nicht berühmte Bezahlung.

Unter ÖVP-Innenministern wurde Beruf immer unerträglicher

Ob man durch eine weitere Lockerung der Dienstvorschriften tatsächlich die immer größer werdende Personal-Lücke schließen kann, ist zu bezweifeln. Wer damit rechnen muss, an der Staatsgrenze Empfangskomitee für illegale Sozialtouristen spielen zu müssen, die ihm dann wenig später auf den Straßen als rabiate Jugendbanden oder „Halloween“-Randalierer gegenüberstehen, wird wohl wenig Liebe für diese Art des Polizeiberufs aufbringen können. Mit einer Änderung dieser entwürdigenden Arbeitsbedingungen könnte der Innenminister wohl mehr Nachwuchs rekrutieren als durch das Erlauben auffälliger Tätowierungen. Aber dazu ist er genauso wenig in der Lage wie sein Vorgänger Karl Nehammer.

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