In Bielefeld (NRW) stoppte die SPD-Bezirksfraktion die geplante Umbenennung eines Platzes zur Ehrung eines in Afghanistan gefallenen Bundeswehrsoldaten, weil sie keinen “Heldenverehrungsort” will. Die Genossen schlossen sich damit der Position der Linken an, obwohl es die SPD selbst war, die das Afghanistan-Mandat mitbeschlossen und damit den jungen Mann erst in den Krieg geschickt hat, wo er den Tod fand.
Soldat fiel mit nur 28 Jahren
Als Martin Augustyniak Anfang April 2010, mit damals 28 Jahren, während des sogenannten Karfreitags-Gefechts in der Nähe von Kunduz von einer Taliban-Bombe in Stücke gerissen wurde, während er versuchte, einen verletzten Kameraden aus dem Kugelhagel zu retten, war die Bestürzung in Deutschland groß. Horrorbilder von ausgelassenen Taliban-Kämpfern vor dem Wrack des Dingo-Fahrzeugs, neben dem außer Augustyniak noch zwei weitere Soldaten ums Leben kamen, gingen um die Welt. Kanzlerin Merkel sprach bei der Trauerfeier vor den aufgebahrten Särgen der Geallenen die salbungsvollen Worte: “Deutschland verneigt sich vor Ihnen”.
Zehn Jahre später zeigt sich, wie diese “Verneigung” aussieht: Die lokalen SPD-Genossen unter ihrem Bezirksvorsitzenden Hans-Werner Plagmann wollten “antimilitaristisch” sein und machen damit nicht nur die Eltern und Hinterbliebenen der Getöteten fassungslos.
Dann die 180-Grad-Wende
Schließlich gab die SPD aber doch noch ihre Zustimmung zu der Platzbenennung. Aber erst, nachdem es von mehreren Seiten Kritik an der Entscheidung gab, wie die Welt berichtete. Auf Facebook schrieb die SPD des Bezirks Brachwede dazu: “Uns trieb und treibt die Sorge um, dass dieser Platz dann nicht allein dem Gedenken von Martin Augustyniak dient, sondern politisch missbraucht wird.” Den Sozialdemokraten sei angeblich nicht bewusst gewesen, dass mit der Entscheidung der Bezirksvertretung 2019, den Platz nach Augustyniak zu benennen, so starke Erwartungen geweckt worden seien und “dass wir mit unserer Entscheidung viele Gefühle verletzt haben. Dafür entschuldigen wir uns.”
Die SPD hat also nach massiver Kritik an ihrem Vorgehen ihre Entscheidung überdacht. Trotzdem war es für viele Beobachter ein unwürdiges Verhalten der Sozialdemokraten. Der Fall zeigt leider ziemlich deutlich, wie stiefmütterlich die Bundeswehr von den Altparteien behandelt wird.