Einen besonderen Skandal leistete sich das Berliner Abgeordnetenhaus, also das Landesparlament des Bundeslandes Berlin, auf Twitter. Dort relativierte man das blutige Massaker an 55 Menschen im Zuge des Volksaufstandes in der DDR gegen das kommunistische Regime am 17. Juni 1953. Die Relativierung verwundert dabei nicht, bilden doch linke Parteien (Die Linke, Grüne und SPD) die Mehrheit im Parlament.
Sowjettruppen griffen “konsequent” durch
Im Rahmen des allgemeinen Gedenkens an die Niederschlagung der Demokratieproteste und der Opfer, schrieb die Verwaltung des Abgeordnetenhauses auf Twitter unerhörtes:
17.6.1953Ab 11:30 Uhr fahren sowjetische Panzer auf, um 13 Uhr verhängt die sowjetische Stadtkommandantur den #Ausnahmezustand. Deren Truppen greifen konsequent durch, es kommt zu zahlreichen #Verhaftungen und mehreren #Toten. Der #Aufstand bricht zusammen.
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Zahlreiche empörte Nutzer empfanden die Tonalität und die Relativierung als Affront gegenüber den Toten. Vor allem an den Formulierungen “konsequent” und “mehreren Toten” stieß man sich. Ein Nutzer meinte: “Die Formulierung ist dem Anlass nicht angemessen. Wirkt zustimmend (“konsequent”) und zu distanziert im Hinblick auf die Opfer (“kommt zu Toten”).” Andere schrieben: “Das würde ich nochmal umformulieren…und den social media Referenten feuern.” oder “Welcher Agitationssekretär hat denn den zweiten Satz formuliert?”
DDR ließ Demokratieproteste blutig niederschlagen
In den Tagen um den 17. Juni 1953 in kam es der kommunistischen DDR zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten, die mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen verbunden waren. Die sowjetischen Behörden reagierten mit der Verhängung des Ausnahmezustands. Im Zuge dessen wurde der Protest blutig niedergeschlagen, auch mit Panzern. Es kam zu 55 Toten, 20 ungeklärten Todesfällen und hunderten Verletzten.
Die sowjetischen Truppen setzten außerdem vom 17. bis zum 22. Juni 1953 Standgerichte ein, von denen 19 Aufständische zum Tode verurteilt und erschossen wurden.