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Kriminelle Organisationen nutzen die Coronavirus-Krise für sich – selbst Schutzmasken und Desinfektionsmittel werden gefälscht und teuer verkauft.

9. April 2020 / 23:11 Uhr

Keine Verbrechens-Quarantäne: Coronavirus Nährboden für organisiertes Verbrechen

Die in Wien, Genf, Kapstadt und Malta ansässige Nichtregierungsorganisation “Globale Initiative gegen transnationale organisierte Kriminalität” (Global Initiative) veröffentlichte eine Studie zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das organisierte Verbrechen.

Menschen- und Drogenhandel stark eingebremst

Laut Global Initiative zeichnen sich zwei gegenläufige Trends ab: Einerseits wurden durch das Zurückfahren des Wirtschaftslebens auch kriminelle Aktivitäten eingedämmt. So sei der illegale Handel, insbesondere der Menschen- und Drogenhandel, in Europa stark eingebremst. Auch die Möglichkeit für Mafia-Organisationen, Schutzgelder zu erpressen, sei eingedämmt worden.

Kriminelle Gruppierungen nützen Krisensituation

Andererseits mehrten sich die Berichte, wonach sich kriminelle Gruppierungen die durch das Coronavirus entstandene Konfusion zu Nutzen gemacht haben. So soll in Albanien die Polizei mit der Überwachung der Einschränkungen im täglichen Leben derartig beschäftigt sein, dass nun Cannabis-Erzeuger erwarten, ungestört ihre Ware produzieren zu können.

Im Iran, der Ukraine und Aserbaidschan haben die Behörden dem Schmuggel gefälschter medizinischer Schutzmasken und Desinfektionsmittel Einhalt geboten. Auch im “Darknet” sind Angebote für derartige Masken aufgetaucht.

Spezialfall Italien: Mafia infiltriert Gesundheitssystem

Laut Global Initiative infiltrieren mafiöse Strukturen das Gesundheitssystem in Italien seit Jahren. Lebensrettende Ressourcen würden unterschlagen oder illegal verkauft. Den staatlichen Gesundheits- und Notfallseinrichtungen werden sie so entzogen. Nicht nur im Süden des Landes, dem altbekannten Zentrum der Mafia in Italien, sondern auch in Spitälern der Lombardei, dem Epizentrum der Coronavirus-Infektion, sei die Mafia präsent.

Es sollen Mafiosi bereiits in Schlüsselpositionen des Spitalsmanagements und der Gesundheitsverwaltung eingeschleust worden sein. Eine effiziente Auftragsvergabe für wesentliche medizinische Ausrüstung sowie eine faire Postenbesetzung wäre so natürlich vereitelt. Fest steht, innerhalb der Europäischen Union stehen 28 Prozent der Korruptionsfälle im Gesundheitssektor mit der Auftragsvergabe für medizinisches Gerät im Zusammenhang.

Kriminalität ursächlich für fatale Lage Italiens?

Vor allem im Süden Italiens sei das Vertrauen in die öffentlichen Institutionen wegen des Einflusses, den die Mafia ausübt, immer schon gering gewesen. Darum hätte die Bevölkerung dem Staat vorerst misstraut, als er wegen des Coronavirus Alarm schlug. Dementsprechend habe sie “Social distancing“-Parolen ignoriert. Dort, wo der Staat schwach ist, könnten kriminelle Gruppen und korrupte staatliche Akteure überall auf der Welt versucht sein, Überwachungsmaßnahmen umzusetzen, ja sogar die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung selbst in die Hand zu nehmen.

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