Nicht nur die Finanzen machen den österreichischen Sozialdemokraten zur Zeit Sorgen, auch laufen ihnen die Wähler weiter in Scharen davon: In einer neuen Umfrage stürzt die SPÖ gar auf 17 Prozent ab und befindet sich damit nur noch knapp vor den Grünen.
Historisch schlechtes SPÖ-Ergebnis
In der Umfrage des Research Affairs Instituts, die morgen, Freitag, in der Gratis-Postille Österreich veröffentlicht wird, erreichen die Roten unter Noch-Chefin Pamela Rendi-Wagner die geringste Zustimmung in ihrer gesamten Parteigeschichte. Nur noch 17 Prozent der Österreicher können sich vorstellen, bei der nächsten Wahl ihr Kreuz bei der SPÖ zu machen. Damit verschlechtert sich die Partei in der Wählergunst nicht nur um einen Prozentpunkt seit der vergangenen Woche, sondern verliert sogar ganze vier Prozent gegenüber dem ohnehin desaströsen Ergebnis der letzten Nationalratswahl, in dem die Genossen mit gerade einmal 21 Prozent ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis einfuhren.
Grüne bald zweitstärkste Kraft?
Bald eingeholt wird die SPÖ dagegen vielleicht schon von den Grünen: Mit fast 16 Prozent scheinen sich die Regierungsverhandlungen mit der ÖVP (erst einmal) auszuzahlen – und die Partei, die 2017 krachend an der Vier-Prozent-Hürde für den Nationalrat scheiterte, steht – mit immenser medialer Propaganda-Hilfe – kurz davor, die einstige Volkspartei SPÖ zumindest in den Umfragen zu übertrumpfen.
Rendi-Wagner bei Kanzlerwahl hinter Kurz, Hofer und Kogler
Bitter für Rendi-Wagner: Sogar in der “Kanzlerfrage” muss sie sich ihrem grünen Kollegen Werner Kogler geschlagen geben: In einer (fiktiven) Direktwahl des Bundeskanzlers können sich 16 Prozent der Befragten Kogler als Kanzler vorstellen, Rendi-Wagner kommt auf nur 14 Prozent. Noch besser schneidet FPÖ-Obmann Norbert Hofer ab: Bei der Kanzlerfrage liegt er vier Prozentpunkte vor der SPÖ-Chefin und muss sich nur Ex-Kanzler Sebastian Kurz (42 Prozent) geschlagen geben.
Mehrheit der Österreicher will Rendi-Wagners Rücktritt
Die Lösung der Krise der Sozialdemokratie scheint Rendi-Wagner kaum noch jemand zuzutrauen: Mehr als 60 Prozent der Befragten sind für ihren Rückzug von der Parteispitze. Als Nachfolger wünschen sich die Österreicher Hans Peter Doskozil (45 Prozent), Peter Kaiser und den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig mit jeweils 21 bzw. 20 Prozent. Am unbeliebtesten ist der ehemalige SP-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, den sich gerade einmal 15 Prozent als Parteivorsitzenden wünschen.
Wie in Deutschland: Keiner will roter Parteichef werden
Doch weder Doskozil, noch Kaiser oder Ludwig werden große Lust haben, sich von ihren sicheren Posten als Landesfürsten zu trennen und sich den Schleudersitz eines SPÖ-Bundesobmannes antun. Der SPÖ wird also ein ähnliches Schicksal beschieden sein wie ihrer deutschen Schwesterpartei, wo die Nachfolge-Frage seit Parteichef Sigmar Gabriel in immer kürzeren Abständen erfolgte und zuletzt nur noch zur Farce mutierte. Die neue Doppelspitze Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ist politisch ebenso unbekannt wie unberechenbar – ein Ende der “GroKo” mit der CDU/CSU ist unter ihnen nicht auszuschließen. Zumindest diese Sorgen hat die SPÖ nicht.