Gerade in einer Zeit, wo es en vogue ist, die völlige Unbildung zur Prämisse zu erheben, tut es gut, dass sich noch Autoren mit Themen beschäftigen, von denen sie tatsächlich eine Ahnung haben.
Buch-Kommentar von Unzensurix
Und Martin Haidinger, Historiker, Buchautor, Journalist und Wissenschaftsredakteur, weiß, wovon er schreibt, wenn er den Leser nach „Franz Josephs Land“ entführt. Dass es sich dabei nicht um die von Payer-Weyprecht entdeckte Insel Semlja Franza Iossifa (dt.: Franz-Joseph-Land) handelt, wird bereits mit der gleich zu Anfang gestellten Frage „What the hell is Austria?“ klar, wo der Autor sozusagen als Einleitung zu einer amüsanten Geschichtsreise die Bedeutung Österreichs in der Welt hinterfragt.
19 Tiroler sind direkte Nachfahren Ötzis
Während dieser Reise, die sich anlässlich des hundertsten Todestages Kaiser Franz Josephs von den Anfängen heimischer Identität – es soll sogar noch 19 lebende Tiroler geben, die in direkter Linie vom Ötzi abstammen – bis zum Tod des dann alten Kaisers erstreckt, begegnet der Leser jenen Momenten der österreichischen Geschichte, die er eigentlich bereits seit Schulzeiten kennen sollte.
Der abgeschnittene Haxen Friedrich des Dritten
Allerdings vermeidet der brillante Sprachkünstler die übliche Diktion trocken-fader Geschichtsliteratur und setzt dadurch dem Homo Austriacus mit der sprachlichen Brillanz eines Romanciers* würdige Denkmäler. Dass dabei Kuriositäten – wie die wahre Geschichte, dass man dem AEIOU-Kaiser Friedrich III. sein amputiertes Bein wie ein neugeborenes Kind in dessen Arme legte – nicht zu kurz kommen, versteht sich bei einem Haidinger von selbst. Und auch, dass man Geschichte stets mit einem humorvollen Augenzwinkern betrachten sollte.
Top Empfehlung
Trotzdem ist das Buch bis ins Letzte historisch fundiert und bietet neben einem köstlichen Lesegenuss die Möglichkeit, unser verschüttetes Geschichtswissen wieder aufzufrischen.
Fazit: Ein mehr als lesenswertes Buch!
*der er neben seiner wissenschaftlichen Arbeit auch tatsächlich ist, wie seine beiden Romane (Pranger; Unter Brüdern) beweisen.