Der Immobilienspekulant Michael Tojner kann mit dem wunschgerechten Flächenwidmungsplan-Beschluss zur Bebauung des Wiener Heumarktes einen Sieg verbuchen und sich auf einen erwarteten Gewinn von mehreren hundert Millionen Euro freuen. Die Verlierer: Wien und das Wiener Stadtbild.
Drei grüne Feigenblätter
Donnerstagnachmittag hat der Wiener Gemeinderat nach heftiger Debatte zwischen der rot-grünen Koalition und den Oppositionsfraktionen mehrheitlich jenen Flächenwidmungsplan beschlossen, der am Areal des Heumarktes, unmittelbar angrenzend an den ersten Bezirk, eine Hochhausbebauung zulässt. Ermöglicht haben den Beschluss vor allem jene grünen Mandatare, die sich über den Willen ihrer eigenen Basis hinweggesetzt haben, welche das Projekt zuvor in einer Urabstimmung abgelehnt hatte.
Um vor ihren Anhängern nicht gänzlich als Verräter an der grünen Basisdemokratie dazustehen, kommandierte man allerdings drei Abgeordnete dazu ab, gegen das Projekt zu stimmen. So gaukelte man der Öffentlichkeit vor, die grünen Mandatare hätten gemäß ihrer eigenen Überzeugung abstimmen dürfen. Letztendlich stimmten wie erwartet 51 der 54 Mandatare der rot-grünen Rathauskoalition für den vorgelegten Flächenwidmungsplan.
Spekulationsgewinner aus Umfeld der SPÖ
Dem Beschluss vorangegangen waren umfangreiche Grundstücksspekulationen im Dunstkreis der SPÖ. Zu Beginn wurde das ursprünglich im Besitz der Gemeinde Wien befindliche Areal zu Dumpingpreisen an die SPÖ-nahe "Buntes Wohnen Immobilienverwaltungs GmbH" verschleudert, um letztendlich bei der Gesellschaft des Immobilienspekulanten Michael Tojner zu landen, dem im Vorfeld von der rot-grünen Stadtregierung zugesagt wurde, an diesem prominenten Standort ein Hochhaus errichten zu dürfen. Tojner werden beste Kontakte zu den Rathaussozialisten nachgesagt.
Entzug des Weltkulturerbes möglich
Der Entscheidung vorangegangen waren heftige Proteste namhafter Architekten, Bürgerinitiativen und der FPÖ. Eines der Hauptargumente der Hochhausgegner war neben der Kritik an der architektonischen Armseligkeit des Projektes jenes, dass Wien wohl den Status des Unesco-Weltkulturerbes verlieren könnte. Vordergründig scheint dies für viele Beobachter ohne Belang zu sein, könnte mittelbar aber einen internationalen Image-Verlust bedeuten und damit eine negative Signalwirkung für den Wien-Tourismus haben, der vor allem vom Flair und kulturellen Erbe der letzten Jahrhunderte lebt.
Neue Architektur für Touristen eher abschreckend
Denn während zum Beispiel der historische Wiener Stadtkern Jahr für Jahr von millionen Touristen frequentiert wird, kommt wohl kaum ein Wien-Besucher auf die Idee, die zeitgeistige Bebauung auf der Donauplatte besichtigen zu wollen. Auch der künftige 66 Meter hohe Bauklotz am Heumarkt wird nichts zur Attraktivierung des Wiener Stadtbildes beitragen. Ganz im Gegenteil. Mit dem daraus resultierenden möglichen Verlust des Weltkulturerbe-Prädikats würde vielmehr offiziell, dass der scheidende Bürgermeister Michael Häupl nicht nur als jener Bürgermeister in die Geschichte eingehen wird, der Wien an den Rand des finanziellen Bankrotts geführt, sondern auch rücksichtslos unser baukulturelles Erbe devastiert hat.