Als Karl Nehammer am 10. Jänner sein Amt als Bundeskanzler an den Nagel hing, gingen die Spekulationen bei den gelernten Österreichern los, welchen lukrativen Job die ÖVP an ihn wohl verteilen würde.
Es dauerte bis Anfang April, als die Katze aus dem Sack war: Ausgerechnet SPÖ-Finanzmininister Markus Marterbauer verkündete die Nominierung des Ex-Kanzlers für den Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB) mit einem Jahresbruttogehalt von sage und schreibe 300.000 Euro. Wie berichtet, soll diese Nominierung rechtswidrig gewesen sein. Erhalten wird Nehammer den Posten wohl trotzdem, denn seine im Jänner gegründete Firma dürfte nicht wirklich zu existieren, wie unzensuriert exklusiv herausgefunden hat.

Der Offizier als Bankdirektor
Rosemarie Schwaiger, freie Journalistin und Autorin, hat in der Presse-Glosse „Quergeschrieben“ zu dem Postenschacher, den niemand so gut wie die Volkspartei beherrsche, eine Analyse abgegeben. Und sie brachte es mit einem Satz auf den Punkt:
Für einen Job bei der EIB ist Nehammer ungefähr gleich gut qualifiziert wie für einen Auftritt im Ballett der Wiener Staatsoper.
Karl Nehammer war Offizier beim Bundesheer, hat an der Donau-Uni in Krems einen Lehrgang für politische Kommunikation absolviert und war sonst immer Politiker. Und mit dieser Vita soll Nehammer, der Österreich in einem desolaten Zustand hinterlassen hat, Vizechef des größten multilateralen Finanzierungsinstituts der Welt werden?
Wenigstens bleibt die eigene Karriere in Schwung
Leistung muss sich schließlich lohnen, wird die ÖVP nicht müde, zu sagen. Diese fiel nicht nur bei Nehammer nicht gerade berauschend aus, sondern auch bei Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher, der als Belohnung ab Herbst Gouverneur der Österreichischen Nationalbank wird. Und Ex-ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner werkt bereits seit Dezember 2024 als EU-Kommissar für Migration. „Querschreiberin“ Schwaiger sagt dazu:
Befördert wurden also ausgerechnet jene drei Herren (Nehammer, Kocher und Brunner, Anm.), deren Aufgabe es gewesen wäre, Budgetnot, Wirtschaftskrise und allgemeinen Stillstand zu verhindern. Dass sie damit gescheitert sind, wird sie vielleicht in stillen Stunden grämen, aber wenigstens bleibt die eigene Karriere in Schwung.