Renate Anderl war zu Gast in der ORF-Pressestunde. Nicht unerwähnt blieb dabei die SPÖ-interne Debatte um die Parteiführung. Die rote AK-Präsidentin stärkte dabei Pamela Rendi-Wagner den Rücken. „Rendi-Wagner wird Spitzenkandidatin sein“, meinte Anderl in Hinblick auf die kommende Nationalratswahl. Ob sich Anderl da nicht irrt? Wie sicher ist der Sitz der aktuellen SPÖ-Vorsitzenden?
Kommentar von Unzensurix
Bekanntlich hat Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die SPÖ-Chefin provoziert, seit es eine Umfrage gibt, die ihm bessere Werte bei einer Nationalratswahl einräumt als der Noch-Parteivorsitzenden. Seither wird die SPÖ die Führungsdebatte nicht los. Selbst nicht bei den Landtagswahlen, die heuer geschlagen werden müssen.
Der „rote Hanni“ musste weichen
Wie sicher sind Anderls Überzeugungen, dass Rendi-Wagner die Spitzenkandidatin sein wird, nachdem die SPÖ in Niederösterreich abstürzte und hinter der FPÖ landete? Denn Franz Schnabl versicherte am Wahlabend, dass es um ihn keine Führungsdebatte geben werde. 24 Stunden später sah die Sache schon anders aus. Der „rote Hanni“ musste weichen, durfte aber noch seinen Nachfolger präsentieren. Was die SPÖ an einem Tag sagt, kann an einem anderen Tag schon nichts mehr wert sein.
Schweigen bei der ÖVP
Die ÖVP wiederrum hat eine Obfraudebatte um Johanna Mikl-Leitner schnell im Keim erstickt, obgleich das Ergebnis in Niederösterreich desaströs war. Wenn überhaupt, hat sich nur Mikl-Leitners Vorgänger in Form von Erwin Pröll an die Öffentlichkeit gewagt. Der darf das aber, er hat nichts zu verlieren und er ist eine Machtperson, die keiner zu kritisieren wagt. Aber das war es auch schon mit der Führungsdebatte in der ÖVP-Niederösterreich.
Anderl ohne Lösung
Anderl wurde befragt, wie die SPÖ die Führungsdebatte beenden könnte. Sie gab zu, keine Antwort zu haben, sie wisse es nicht. Eine Möglichkeit wäre sicherlich, dass die SPÖ es der ÖVP gleichtut. Sie könnte einfach schweigen, tun, als ob eine Führungsdebatte überhaupt kein Thema sei. Alle SPÖler, die im öffentlichen Rampenlicht stehen, müssten das Thema einfach abwürgen, wenngleich dies schwer wird, wenn die Journalisten die SPÖ-Führung ständig aufwärmen.
Doskozil provoziert weiter
Doch die SPÖ steigt immer darauf ein. Doskozil war erst jüngst im ORF-Report eingeladen. Allerdings stärkte er Rendi-Wagner keineswegs den Rücken. Er wolle seine Motive, Ziele und parteipolitischen Überlegungen zu gegebener Zeit bekannt geben. Das klingt fast schon wie eine Drohung.
Parteitag als Ausweg?
Die andere Möglichkeit, die die SPÖ hätte, wäre rasch einen Parteitag abzuhalten, bei dem die Kür des Spitzenkandidaten stattfinden soll. Ob sich Doskozil aus der Deckung wagt, ist eher unwahrscheinlich, denn er dürfte eine Niederlage einfahren. Doskozil hätte übrigens mit einer Mitgliederbefragung kein Problem. Zu vermuten ist, dass dieses breite Gremium Rendi-Wagner ablehnen könnte.
Die SPÖ wird ihre Führungsdebatte einfach nicht los und verliert damit eine Wahl nach der anderen.