Der Patriotismus in der Westukraine ist groß, wie dieses Plakat aus Lemberg von heute, Montag, zeigt. Doch selbst dort ändert sich der Blick auf den Krieg.

6. Juni 2022 / 12:27 Uhr

Ukraine-Krieg: Lech Walesa gießt Öl ins Feuer, doch der Wind dreht sich

Polen gilt als Scharfmacher, was die militärische Unterstützung für die Ukraine gegen Russland betrifft. Nicht nur aus Vasallentreue gegenüber den USA, sondern wohl auch, weil es Eigeninteressen verfolgt. Immerhin soll laut dem damaligen polnischen Außenminister 2008 Russland Polen angeboten haben, die Ukraine unter beiden Ländern aufzuteilen.
Entsendung von Friedenstruppen mit Beigeschmack
Und das stößt in manchen polnischen Kreisen nicht auf Ablehnung, waren diese Gebiete ja tatsächlich lange polnisch. Erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurden sie ukrainisch. Damals, als Deutschland besiegt und erobert worden war, beschlossen die Siegermächte die sogenannte Westverschiebung Polens: Was Polen im Osten verlor, wurde ihm im Westen auf Kosten Deutschlands quasi wieder gutgemacht. Verloren haben damals nur Deutschland und die Deutschen. Das ehemalige Ostpreußen mit der Hauptstadt Königsberg (seit 1945 “Kaliningrad”) ist etwa noch immer russisch besetzt, weite Teile Westpreußens, das ehemalige Schlesien, sind heute polnisch.
Daher hat der Vorschlag der Regierung in Warschau aus dem März, eine internationale Friedenstruppe in die Ukraine zu entsenden, angesichts dieser historischen Besitzansprüche einen Beigeschmack.
“Letzten Schlag versetzen”
Nun äußerte sich der ehemalige langjährige Präsident von Polen, Lech Walesa (1990 bis 1995), zum Ukraine-Krieg. Ihm kann es mit der Aufnahme der Ukraine in die NATO nicht schnell genug gehen. Und wie die Grünen ist auch der Friedensnobelpreisträger ganz erpicht auf Krieg: Es sei an der Zeit, dass die Vereinigten Staaten ihre Führungsrolle in der Welt wiederherstellen, sagte Walesa in einem Interview mit Fox News am vergangenen Mittwoch:

Es ist höchste Zeit für uns, Russland und dem, was es heute repräsentiert, den letzten Schlag zu versetzen.

Für den ehemaligen Anführer der Solidarność-Bewegung, der eine entscheidende Rolle beim Sturz des Kommunismus in seinem Land gespielt hat, ist der aktuelle Krieg die Fortsetzung des Kampfes gegen die Überreste des Kommunismus.
Schnelle Nato-Aufnahme der Ukraine
Wörtlich nannte Walesa Russland „ein böses Land“. Es gehe darum, jede weitere Bedrohung seitens Russlands zu beseitigen:

Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass Russland eine Bedrohung bleibt.

Dass sich Walesa derartig US-hörig gibt, hat einen Grund. So hatte er kurz nach dem Fall der Berliner Mauer im US-amerikanischen Kongress versprochen, dass „die US-Hilfe für Polen nicht verschwendet sei und nicht vergessen werde.“ Als Ehrenbürger der USA sagte Walesa, dass dasselbe auch für die Ukraine gelte. Die Ukraine sollte „sehr, sehr schnell“ in die Nato aufgenommen werden.
Moralinsaure Weltretter-Attitüde
Und ganz in US-imperialistischer Manier, die stets mit der Fahne der Moral ins Feld zieht, sagte er:

Wenn es uns gelingt, Russland diesen letzten Schlag zu versetzen, wird das russische Volk dankbar sein, weil Sie haben über Jahrhunderte gelitten, sind gestorben, haben Leben verloren und all das wegen der bösartigen Regimes, die in ihrem Land regiert haben.

Dafür gibt es Beifall, allen voran aus der Ukraine. Deren Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Polen immer wieder dafür gelobt, einer der größten Unterstützer eines Landes im Krieg zu sein. Walesa bringt es auf den Punkt, wonach der jetzige Krieg ein Krieg zwischen der „alten und der neuen Welt“ sei. „Die Ukrainer haben für unsere Prinzipien gekämpft, und sie haben so mutig gekämpft“, sagte Walesa.
Paradigmen-Wechsel in der Ukraine
Doch in der Ukraine selbst ist ein Paradigmen-Wechsel feststellbar. Gerade in der Westukraine, wo der Patriotismus für die Ukraine groß ist und anfänglich aus gefühlt jedem Fenster eine blau-gelbe Fahne wehte, sieht man jetzt andere Zeichen: Jede zweite Fahne ist rot-schwarz und steht für die ukrainischen Nationalisten. Denn blau-gelb symbolisiert eben „die neue Welt“ des Selenskyj – und damit die Welt der Globalisten mit der Auflösung der nationalen Identitäten durch Masseneinwanderungen, Multikulti, Genderei und linker Gesellschaftspolitik.

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