“Herr Kurz, sperren Sie die Schulen wieder auf!“ Diesen Appell richtete gestern, Donnerstag, FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl an den Bundeskanzler. Doch die ÖVP lehnte ab: Es gehe “um Leben oder Tod”, hieß es im üblichen Alarmismus-Jargon.
Schule zu Betreuungseinrichtung degradiert
Die Schulen seien von einer Bildungseinrichtung für alle Schüler zu einer Betreuungseinrichtung für wenige degradiert worden. Und das zu Lasten der Schüler, Lehrer und Eltern, so die Kritik der FPÖ. Die Schulen seien de facto geschlossen, die Schulpflicht so gut wie aufgehoben.
Eine Stunde Online-Unterricht am Tag
Das “Distance Learning” würde oft in einer Stunde Online-Unterricht am Tag bestehen, wie Brückl anhand eines Schreibens einer Mutter im Parlament darlegte. Sämtliche Institutionen und Experten würden sich für das Offenhalten von Schulen aussprechen. Jeder wisse ganz genau, dass die Schulen nicht die Treiber des Infektionsgeschehens seien, so Brückl, der zudem vor Langzeitfolgen für Kinder warnte, die im jetzt beschlossenen Budget nicht eingepreist seien.
Dramatik pur von Seiten der ÖVP
Mit seiner Forderung, die Schulen ab kommendem Montag wieder aufzusperren, scheiterte Brückl bei der schwarz-grünen Regierung. Nationalratsabgeordneter Rudolf Taschner wurde von der ÖVP zur dramatischen Begründung ihrer Ablehnung ausgeschickt:
Es ist kein Spaß, dass wir Entscheidungen treffen mussten, die schwerwiegender Natur waren. Hier geht es um Leben und Tod und nicht um politische Spielereien. Man wird die Schulen auch wieder aufsperren, sobald dies verantwortbar ist.
Laut Grünen sind Schulen offen
Die Schulen hätten die gesamte Woche über geöffnet gehabt und würden auch morgen wieder aufsperren, weil die Schulen offenbleiben und offen sind, erklärte in braver Koalitionstreue, aber dennoch etwas realitätsfremd die Abgeordnete der Grünen, Sibylle Hamann. Sie meinte zudem, dass nicht nur Betreuung, sondern auch Lernunterstützung zur Verfügung stünde.
Langzeitfolgen für Kinder
ÖVP und Grüne waren im Parlament aber mit ihrer Meinung isoliert, denn auch SPÖ und Neos reagierten auf das verhängte “Distance Learning” der Bundesregierung empört. So warnte etwa die rote Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid vor den Langzeitfolgen für die Kinder:
Das, was Sie Kindern damit antun, ist ganz schwer wieder aufzuholen.
ÖVP-Taschner entmündigt Fachleute
Hammerschmid wies zudem drauf hin, dass das Infektionsgeschehen an Schulen seit Schulbeginn prozentuell abgenommen habe. Und dem ÖVP-Abgeordneten Taschner schrieb sie ins Stammbuch, dass dieser alle, die vom Fach sind, entmündigen würde. Auch Martina Künsberg Sarre (Neos) hat offensichtlich mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung keine Freude:
Mit den Schulschließungen geht die Bildungsschere nur noch mehr auseinander.