Gesetze und Verordnungen scheinen nur noch für die Bürger zu gelten, nicht für die Politiker. Diesen Eindruck gewinnt man bei der Corona-Sperrstundenregelung in Tirol. Während den Tiroler Gastronomen, der Bevölkerung und den Touristen eine 22-Uhr-Sperrstunde verordnet wurde, feiern schwarze und rote Landespolitiker in der Landtagskantine bis weit nach 22 Uhr in die Nacht hinein.
ÖVP-Spitzenpolitiker Landesrat Johannes Tratter, Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und Klubobmann Jakob Wolf feierten laut einem Foto der Tiroler Kronenzeitung gemeinsam mit dem ÖVP-Bundesrat Sebastian Kolland sowie SPÖ-Klub- und Landesvorsitzenden Georg Dornauer vor dem provisorischen Landtagssitzungssaal im Innsbrucker Congress.
ÖVP-Landtagspräsidentin gibt sich zerknirscht
Ledl-Rossmnn gibt sich nach Bekanntwerden des schwarz-roten Dämmerschoppens zerknirscht. Sie gestand einen Fehler ein, der in dieser Situation nicht passieren dürfe. Das Verhalten sei in der augenblicklichen Situation ein falsches Signal gewesen. Man habe die Vorbildfunktion vermissen lassen. Sogar der ansonsten wortgewaltige ÖVP-Klubobmann Wolf gibt sich kleinlaut und gesteht einen großen politischen Fehler ein.
SPÖ-Obmann Dornauer erklärt seine Anwesenheit bei den ÖVP-Weintrinkern nur als Zufall, da er von ÖVP-Kollegen Wolf an den Tisch gewunken worden sei. Aktiv habe er sich am Umtrunk nicht beteiligt.
FPÖ-Klubobmann geißelt Doppelmoral
FPÖ-Klubobmann Markus Abwerzger geißelt wiederum die Doppelmoral bei ÖVP und SPÖ. So habe die ÖVP noch kurz vorher einen FPÖ-Antrag zur Aufhebung der Sperrstunden-Vorverlegung abgelehnt. Bei ÖVP-Spitzenpolitikern herrscht offensichtlich eine Zweiklassengesellschaft: Die politischen Eliten des Landes dürfen nach der Sperrstunden weiterzechen, das gemeine Volk nicht.