Die sogenannte „Causa Ischgl“ im Zusammenhang mit der Coronavirus-Seuche und mutmaßlichem Behördenversagen ist um eine politische Facette reicher. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter tritt jetzt die Flucht nach vorne an und macht sich auf die Suche nach Schuldigen. Platter, nicht nur in der mittelbaren Bundesverwaltung für die Bekämpfung des Coronavirus zuständig, sondern auch gleichzeitig Tourismuslandesrat in Tirol, schießt sich jetzt auf den Tourismusverband Ischgl (TV Ischgl) ein. Im Zentrum von Platters „Aufklärungsoffensive“ steht ein interessanter E-Mail-Verkehr zwischen einer niederländischen Touristin und dem TV Ischgl.
Die Niederländerin soll auf der Grundlage von Informationen der Gesundheitsbehörden auf Island einen Kontakt mit den Ischgler Touristikern hergestellt haben, um diese frühzeitig vor einem Risiko der Ausbreitung des Coronavirus zu warnen. Dies soll ohne Konsequenzen geblieben sein.
Urlaubsverlängerung von Gästen in anderen Ski-Orten im Fokus
Auch eine mutmaßliche Urlaubsverlängerung von Gästen, die aus Ischgl und anderen Orten nach dem zwangsweisen Ende der Saison in andere Landesteile transferiert worden sein sollen, steht im Raum. Hat das tatsächlich stattgefunden, dann werden sich die Verantwortlichen wohl nach dem Epidemiegesetz zu verantworten haben.
Aber auch die Vorgänge im Bundes-Krisenstab im Gesundheitsministerium, in der Tiroler Landesregierung und in den Bezirkshauptmannschaften im Umgang mit der Coronavirus-Seuche könnte noch zu politischen und strafrechtlichen Folgen führen.