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15. Juli 2010 / 10:30 Uhr

Life-Ball: Wo war das Geld?

Wenn es um die Finanzen des Life-Balls geht, wird Organisator Gerald „Gery“ Keszler schnell unruhig. Kein Wunder, im Vorjahr hatte die renommierte deutsche Wochenzeitung „Zeit“ dort nämlich grobe Unregelmäßigkeiten vermutet. Konkret sollen Spendengelder in der Höhe von 670.000 Euro unauffindbar gewesen sein.

Gery KeszlerKeszler (Bild) heimste in dem kritischen Artikel den Titel „Schnorrer-König“ ein. Intransparente und steuerrechtlich bedenkliche Vereinsstrukturen, fehlende Kontrollmechanismen und Geheimniskrämerei über den Verbleib von Spendengeldern würden den Verein „Aids Life“ auszeichnen, urteilte die Zeitung.

Prompt folgte natürlich die Retourkutsche, es handle sich lediglich um „falsche Behauptungen und bösartige Unterstellungen“. Der Artikel stamme von einem Hobby-Journalisten, der nur deshalb verbittert sei, weil sein Freund an Aids verstorben sei. „Mit meinem Talent hätte ich es nicht notwendig, und selbst wenn es ein paar Hunderttausend Euro wären, mir wegzunehmen. In kürzester Zeit könnte ich nämlich in der Privatwirtschaft ein Vielfaches davon verdienen“, wird Keszler zitiert.

Mit übersteigertem Selbstbewusstsein versuchte Keszler also klarzustellen, es könne nichts dran sein an den Vorwürfen dieses Revolverblattes. Auch wenn der Life-Ball seit seinem Bestehen (1993) einen Reingewinn von knapp 11,8 Millionen Euro erwirtschaftete, wovon insgesamt 10,5 Millionen in nationale und internationale Aids-Projekte flossen und fast 630.000 Euro in der Kriegskassa gebunkert sind, wie es in dem Bericht heißt, kann der Differenzbetrag von 670.000 Euro nur ein eigenartiges Konstrukt eines Journalisten sein.

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Auch die 900.000 Euro, die über Jahre hinweg an die Ein-Mann-Hilfsorganisation „Positiv Leben“ des Ex-ORF-Moderators und SPÖ-Funktionärs Günter Tolar geflossen sind, obwohl dieser Verein laut Zentralregister seit 1994 nicht mehr geschäftsfähig war, sind schlichtweg Einbildung. Schließlich wäre da noch das Fehlen des begehrten österreichischen Spendegütesiegels, das die ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder nach außen hin bekräftigt. „Einfach nicht notwendig“, sagte Life-Ball-Pressesprecher Oliver-John Perry.

Trotzdem ging es dann schnell, als die wenig kritischen Medien im Inland die mögliche unkorrekte Finanzgebarung aufgriffen. Völlig ungewöhnlich schrieb sogar ein Standard-Journalist darüber und verglich die Noblesse des Life-Balls mit der Barockzeit: „Sobald die Show beginnt, ist das Drumherum vergessen. Schon in der Barockzeit wurden Plätze unter Wasser gesetzt, um sie mit güldenen Barken zu befahren – und während es der Nobilität beim Feiern zusah, vergaß das Volk dann, Fragen zu stellen. Etwa die, woher der Reichtum kam“.

Die Finanzgebarung des Vereins werde „auf Heller und Pfennig von einer der renommiertesten Wirtschaftsprüfungskanzleien dieses Landes überprüft", so Perry. Keszler würde sich außerdem „die Hände abhacken", falls Geld fehlen sollte. Am 2. September 2009 wurde dann auch das Spendegütesiegel überreicht. „Es gebe keine Differenzbeträge in der Bilanz von mehreren hunderttausend Euro, wie kolportiert wurde. Die Summe aller geleisteten Zuwendungen von 1993 bis 2008 beträgt 10.310.043,83 Euro“, so der Prüfer des Jahresabschlusses.

Foto: Manfred Werner

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