José Manuel Barroso war von 2004 bis 2014 EU-Kommissionschef – und damit Vorgänger von Jean-Claude Juncker. Nun wurde bekannt, dass Barroso zu Goldman Sachs wechselt, wo er als Berater und Vizechef ohne echtes Tätigkeitsfeld sich vor allem um "Networking" kümmern soll. Goldman Sachs ist die mächtigste Investmentbank der Welt, die wie ein „Vampirtintenfisch seine Tentakel in alles rammt, was nach Geld riecht“, wie es vor einigen Jahren in einem berühmten Artikel im Rolling Stone hieß, der die enge Verflechtung von Goldman Sachs mit der US-Finanzkrise nachwies.
Gastkommentar von Harald Vilimsky
Selbst den Gutgläubigsten kann man kaum noch vermitteln, dass EU-Funktionäre wie Barroso sich primär dem europäischen Gemeinwohl verpflichtet sehen. Wenn am Ende höchstdotierte Verträge in der Finanzwirtschaft warten, dann braucht es schon eine ziemliche Portion an Naivität um anzunehmen, dass es da keine „Vorleistungen“ gibt. Frankreichs Außenhandels-Staatssekretär Matthias Fekl dazu: „Barroso hat den Bürgern nicht gedient – und bedient sich jetzt bei Goldman Sachs.“
Massives Problem für eine funktionierende Demokratie
Goldman Sachs hat immer wieder Mitarbeiter in EU-Funktionen gebracht. Dazu gehören etwa der derzeitige EZB-Chef Mario Draghi, der portugiesische Wissenschaftskommissar Carlos Moedas oder Ex-Wettbewerbskommissar Mario Monti. Klar ist: Unternehmen mit einer Geschäftspolitik wie Goldman Sachs sind ein massives Problem für eine funktionierende Demokratie. Aber vielleicht steht ja gerade deshalb die Drehtür zu den Brüsseler Scheindemokraten sperrangelweit offen.
Harald Vilimsky ist Delegationsleiter der FPÖ im Europäischen Parlament und Generalsekretär der FPÖ. Dieser Artikel ist auf der Webseite www.fpoe.eu erschienen.