Unzensuriert: Ein herzliches Grüß Gott, Ihnen Herr Kassl, von Wien nach Paraguay.
Peter Kassl: Dankeschön. Sommerlich verschwitzte Grüße zurück nach Wien.
Stöbert man in diversen deutschsprachigen Auswandererportalen, so stellt man fest, dass offenbar die Auswanderungswilligkeit im deutschsprachigen Raum in den letzten Monaten ganz beträchtlich gestiegen ist. Merken Sie davon etwas in Paraguay ?
Ja, absolut. Man muss sagen, Paraguay war immer ein attraktives Einwanderungsland für Bundesdeutsche und Österreicher. Seit dem arabisch-afrikanischen Siedleransturm in Mitteleuropa, aus dem Jahre 2015, hat die Einwanderungswelle aus der BRD und auch Österreich massiv zugenommen. Ein kurzer Besuch am Flughafen bestätigt dies eindrucksvoll. Es gibt kaum eine aus Europa ankommende Maschine in der nicht mit Hund und Katze auswandernde Deutschsprechende ankommen. Man kann dies schwer in Zahlen fassen, da es hier kaum vertrauenswürdige Statistiken gibt. Sehe es nur auch an meinen Bekannten, welche sich als deutsche Einwanderungshelfer betätigen, wie sie voll mit Arbeit aus dem letzten Loch daher schnaufen. Und unser kleines Aparthotel ist in den letzten 2 Jahren auch mit mindestens 50 Prozent Auswanderungswilligen belegt. Tendenz steigend.
Was sind die Gründe für diese steigende Auswanderungswelle in Europa. Was sagen die Neuankömmlinge?
Die kurze Antwort ist: Merkel! Und jetzt, wenn es Österreicher sind, auch immer öfter: Kurz und die Grünen.
Die Leute haben es satt steuerlich ausgeraubt, ja dieses Wort wird verwendet, zu werden, bevormundet und dann noch sich nicht mal mehr frei äußern zu dürfen. Dazu kommt dann auch noch eine etwas nebulöse Zukunftsangst vor dem gerade stattfindenden und in den Städten schon sichtbaren Bevölkerungsaustausch, vor Impfzwängen, einem Euro- und Wirtschaftscrash, ja auch vor einem sich schleichend anbahnenden 3. Weltkrieg haben viele Sorge. Jetzt ist natürlich dieser Corona-Virus in aller Munde, mit Flugverboten und Ausgehsperren. Der Begriff „Plan B“ ist hier in aller Munde.
Apropos „Plan B“: Was verstehen die Leute darunter?
Eine paraguayische Daueraufenthaltsgenehmigung, eigenes Dach über dem Kopf, Bankkonto und vielleicht noch einen Führerschein. Mit 50.000.- Euro ist das in Paraguay realisierbar. Besser ist es allerdings, wenn man dafür 100.000 Euro zur Verfügung hat.
Verstehe ich das richtig: Es wird Vorsorge getroffen für eine ungewisse Zukunft? Man wandert nicht ganz aus, sondern setzt den Fuß in die paraguayische Tür?
Sowohl als auch. Als wir vor 21 Jahren mit dem Aufbau unserer Selbstversorger-Farm „Rancho Lipa-i“ begannen, ca. 35 km vor Asuncion, war ich dort fast der einzige Gringo weit und breit. Jetzt haben wir dort, in einem Radius von ca. 15 km, weit über 300 Neuangesiedelte, meist deutschsprechende Auswanderer. Die meisten davon haben in den letzten 5 Jahren dort Fuß gefasst. Die Einen mit Sack und Pack, Andere sind noch in Europa, haben sich ein Häuschen in einer sicheren Wohnanlage gebaut, welches sie vorerst vermieten. Manche haben sich auch nur ein Grundstück irgendwo in der Pampa zugelegt.
Auf ganz Paraguay umgelegt heißt das?
Wie schon gesagt, wir leben hier im noch etwas wilden Süden. Ziemlich frei aber auch ohne verlässliche statistische Daten. Ich kann Ihnen aber sofort zwei Dutzend Gemeinden aufzählen, wo der Zustrom europäischen Einwanderer ähnlich und größer ist.
Die Entwicklung in den nächsten 2-3 Jahren? Was meinen Sie?
Wenn die politische Entwicklung in Europa so weiter geht, werden wir nicht umhin kommen und hier in Paraguay Angela Merkel ein Dankes-Denkmal errichten müssen. Ihre Politik hat so viele Deutsche her nach Paraguay getrieben. Meist gut bemittelte Fachkräfte, welche viele Orte hier in Paraguay neu belebt und zum erblühen gebracht haben!
Deutschlands Leid, ist Paraguays Freud!
Wir werden mit der Denkmalerrichtung aber noch ein paar Monate warten. Erdogan lässt ja jetzt gerade ein paar Millionen, bestimmt überwiegend syrische Frauen und Kinder, über die Grenze Richtung EU. Die sogenannten sicheren österreichischen Grenzen werden sich bald als offene Scheunentore erweisen. Mit ein paar hunderttausend neuen, unserer Kultur fremden, Siedlern ist in Österreich zu rechnen. Wir, in Paraguay, rechnen dann mit ein paar tausend Bio-Österreichern hier in unseren Breiten. Kurz und den linken Grünen gilt unser „Dank“.
Vielleicht wird das dann ein Merkel-Kurz‘sches Doppeldenkmal?
Ja, auf das könnte es hinaus laufen. Zur Eröffnung seid ihr jedenfalls herzlich eingeladen.
Ironie und Sarkasmus mal bei Seite: Es schmerzt zu sehen, wie jetzt das schöne Österreich meiner Jugendzeit, von einer verantwortungslosen und wohl ferngesteuerten Politikerclique systematisch kaputt gemacht wird.
Danke für das Gespräch.
Gerne und „lepe pozdrave“ (schöne Grüsse) in meine Südkärntner Heimat !
Peter Kassl (57 Jahre), Kärntner Slowene vom Klopeiner See, lebt seit über 30 Jahren in Paraguay und ist Geschäftsführer des „Aparthotel Lipa“ in Asuncion und einer Selbstversorgerfarm im Landesinneren. [email protected]
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