Neben Südafrika rückt aktuell das schwarzafrikanische Land Angola ins Visier von massiven Korruptionsvorwürfen gegen die politische und ökonomische Elite des Landes. Im Zentrum der von Medien aufgeworfenen Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft, Betrug und Veruntreuung steht Isabel dos Santos, die Tochter des ehemaligen marxistischen Staatspräsidenten José Eduardo dos Santos. Dos Santos hatte seine Tochter noch kurz vor seinem Abgang als Staatsoberhaupt im Jahr 2016 zur Direktorin der nationalen Ölfirma Sonangol bestellt.
Isabel soll während ihrer knapp einjährigen Karriere als Sonangol-Direktorin kräftig in die eigene Tasche und die ihres Ehemanns und enger Vertrauter gewirtschaftet haben. Bereits vor ihrer Bestellung zur Sonangol-Chefin soll die dos Santos-Tochter damit begonnen haben, mehr als 400 Firmen zu gründen. Darunter finden sich unter anderem Beteiligungen an Banken, Mobilfunkfirmen und Einkaufszentren. Gut 100 davon sollen als Briefkastenfirmen in Steueroasen wie Mauritius, Malta oder Hong Kong gegründet worden sein.
Neuer Präsident João Lourenço setzte Isabel dos Santos wieder ab
Im September 2017 setzte der neue Präsident Angolas, João Lourenço, Isabel dos Santos als Sonangol-Chefin wieder ab. Grund waren massive Verdachtsmomente in Richtung Korruption und Veruntreuung von öffentlichen Geldern. Aktuell besteht eine einstweilige Verfügung der Justizbehörden Angolas, die rund eine Milliarde Euro von Isabel dos Santos, ihrem Ehemann Sindika Dokolo und ihren Geschäftspartnern zurückfordern.
Isabel dos Santos könnte als Präsidentin kandidieren
Der gesamte Korruptionsfall hat jüngst auch eine politische Dimension bekommen. Isabel dos Santos hat in einem Interview in Portugal angekündigt, dass sie konkrete Überlegungen anstelle, um unter Umständen 2022 als Gegenkandidatin des amtierenden Präsident Angolas, Lourenço, für das höchste Amt im Staate zu kandidieren. Dieser Schachzug könnte auch dazu dienen, um in weiterer Folge Korruptionsermittlungen gegen sie selbst und ihren Kreis zu unterdrücken.