Die Wahl der Präsidentschaft in Kroatien spielt eine wichtige Rolle in der Machtverteilung innerhalb der Europäischen Union.

3. Jänner 2020 / 22:00 Uhr

Am Sonntag findet die Stichwahl der Präsidentschaftswahlen in Kroatien statt

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Kroatien konnte sich kein Bewerber die absolute Mehrheit sichern. In der zweiten Runde stehen sich die christlich-konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović und der sozialdemokratische Zoran Milanović gegenüber. Trotz des ersten Platzes von Milanović hat seine Gegnerin die besseren Chancen.

Erste Runde war ein Kopf-an-Kopf Rennen

Die Präsidentschaftswahlen in Kroatien wurden mit Spannung erwartet. Wie unzensuriert berichtete, zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen drei Kandidaten ab. Der linksliberale Sozialdemokrat Milanović war in Umfragen etwa gleichauf mit der Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović. Diese stammt aus dem christlich-konservativen Lager, das in Osteuropa jedoch weit rechts von den „christlichen“ Parteien des Westens, etwa nach dem Vorbild einer Merkel-CDU oder einer Kurz-ÖVP, steht. Als dritter Kandidat kämpfte sich der parteilose Miroslav Škoro in den Umfragen bis knapp hinter die zwei Favoriten heran. Der Unternehmer und Millionär gilt als Nationalist und fiel immer wieder durch Provokationen auf.

Slawonien wählte das nationale Lager

In der ersten Runde am 22. Dezember konnte sich der Sozialdemokrat Milanović mit rund 30 Prozent der Stimmen durchsetzen. Knapp hinter ihm landete die Amtsinhaberin Grabar-Kitarović mit 27 Prozent der Stimmen auf Platz zwei. Den ersten Platz haben sich die linksliberalen jedoch nicht aus eigener Kraft gesichert. Viele konservative Wähler wanderten in das nationale Lager um Škoro ab.

Dieser schaffte, ohne eine große Partei im Hintergrund, einen beachtlichen Erfolg von rund 24 Prozent. Gerade der Osten des Landes, die Region Slawonien, die besonders stark von den Jugoslawien-Kriegen vor rund 20 Jahren getroffen wurde, wählte Škoro. Trotz EU-Fördergelder, ist der Wiederaufbau von Essek (kroatisch: Osijek), der Hauptstadt Slawoniens, noch lange nicht abgeschlossen. In den alten Gebäuden der ehemaligen Habsburgerfestung an der Drau sieht man immer noch zahlreiche Einschusslöcher serbischer Granaten. Škoro hat jedoch, trotz der klaren Mehrheit in Slawonien, die Sensation, in die Stichwahl zu kommen, um drei Prozent verpasst.

Die Wahl hat eine wichtige Signalwirkung

Der Sieg am Sonntag ist dem Sozialdemokraten Milanović aber alles andere als sicher. Das nationale Lager dürfte vermutlich, jetzt wo ihr Kandidat ausgeschieden ist, die christlich-konservative Kandidatin unterstützen. Ein Sieg von Grabar-Kitarović wäre sehr wichtig für das Orbán-Lager innerhalb der Europäischen Union. Auf europäischer Ebene steht Kroatien auf der Seite Ungarns und der restlichen Staaten des Visegrád-Bündnisses (Polen, Tschechien, Slowakei). Jetzt, wo die mitte-rechts Regierungen in Italien und Österreich zerbrochen sind, ist es für alle Patrioten in der EU umso wichtiger, dass osteuropäische Kräfte gegen die “Merkel-EU” gestärkt werden.

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