Jetzt wird es ernst mit dem türkischen Militäreinsatz in Libyen. Am morigen 2. Jänner soll das Parlament in Ankara auf Antrag von Staatpräsident Recep Tayyip Erdogan den Einsatz türkischer Soldaten im Bürgerkriegsland Libyen beschließen. Politische Beobachter in der Türkei gehen davon aus, dass der von Erdogan am 30. Dezember den Abgeordneten zugeleitete Antrag in der anberaumten Sondersitzung mit großer Mehrheit angenommen wird.
Bereits Ende November 2019 hatte Erdogan mit dem libyschen Ministerpräsidenten Fajes al-Sarradsch ein Militärabkommen abgeschlossen. Darin wurde vereinbart, dass Soldaten und Polizisten zu Trainings- und Ausbildungszwecken ins jeweils andere Land geschickt werden. Einen expliziten türkischen Militäreinsatz sah dieses Abkommen nicht vor.
Türkei stellt sich gegen Ägypten und Saudi Arabien
Mit der Entsendung von Truppen auf den libyschen Bürgerkriegsschauplatz stellt sich die Türkei auch gegen Ägypten und Saudi Arabien. Dies könnte zu neuen Konflikten im politisch und militärisch instabilen Nahen und Mittleren Osten führen. Ägypten und Saudi Arabien unterstützen General Chalifa Haftar und seine “Libysche Nationalarmee”, die den gesamten Osten Libyens kontrolliert. Auf der Seite Haftars stehen auch Israel und Russland.
Während sich Fajes al-Sarradsch auch auf verbündete islamistische Milizen stützt, ist Haftar ein politischer Gegner des radikalen Islams und des Islamischen Staates (IS), der ebenfalls in Libyen mit Kämpfern mitmischt. Zuletzt sollen auf Initiative der Türkei sogar islamische Kämpfer der „Free Syrian Army“ ins libysche Kampfgebiet rund um Tripolis verlegt worden sein.