In den USA ist ein Mann zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er eine “Regenbogen-Flagge” verbrannt hatte. Das Gericht sah darin ein “Hassverbrechen” gegen die “sexuellen Minderheiten” der sogenannten “LGBTQ-Community.”
“Pride flag” hing an Kircheneingang
Der 30-jährige Adolfo Martinez hatte gegen Mitternacht des 11. Juni dieses Jahres die Fahne mit der Aufschrift “God is love” von einer Kirche (!) im US-Bundesstaat Iowa gerissen – weil er Homosexualität ablehnt, wie die BBC berichtet. Bei der Kirche soll es sich um ein Gotteshaus der “Ames United Church of Christ” handeln, einer Glaubensgemeinschaft in Ames, die sich auf ihrer Webseite selbst als “theologisch progressiv” bezeichnet. So wundert es nicht, dass die Fahne, die in den USA vor allem als “pride flag” bekannt ist, im konservativen Iowa schnell für Unmut sorgte.
Festgenommen wurde Martinez, weil die Polizei kurz vorher von den Mitarbeitern eines Strip-Clubs gerufen worden war, die sich von dem nun Verurteilten bedroht gefühlt hatten. Als die Beamten angekommen waren, war der Mann bereits aus der Bar entfernt worden, fuhr dann aber zu besagter Kirche, um die Fahne vom Eingang des Gebäudes zu reißen. Wie aus dem Polizeibericht, aus dem die BBC zitiert, hervorgeht, fuhr er anschließend wieder zu dem Strip-Club, der ihn kurz davor hinausgeworfen hatte, und verbrannte dort die gestohlene Flagge in Regenbogenfarben. Schließlich soll er den Mitarbeitern des Etablissements auch noch gedroht haben, die ganze Bar in Brand zu setzen.
Verbrennen von Fahne ist “hate crime”
Das Gericht im Bezirk Story County sah es als erwiesen an, dass Martinez aus “Hass” gegen die Minderheiten der “LGBTQ-Community” (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer) gehandelt hatte. Bei solchen “hate crimes”, also “Hassverbrechen”, drohen in fast allen US-Staaten besonders drakonische Strafen: Oft wird das jeweilige Strafmaß sogar verdoppelt bis verdreifacht, wenn das Gericht der Meinung ist, dass ein Täter aus “Hass” gegen bestimmte Personenkreise gehandelt hat. Mit einer Haftstrafe von 15 Jahren, die hierzulande selbst bei schweren Gewaltverbrechen selten ausgesprochen wird, blieb es für Adolfo Martinez aber nicht: Zusätzlich muss er noch ein weiteres Jahr für den Einsatz von Feuer sowie 30 Tage für “Schikane” gegenüber den Mitarbeitern der Bar absitzen.
Pastorin der “progressiven Kirche” ist “schwule Frau”
Bereut hat Martinez, der seine Tat gestanden hatte, offensichtlich nicht: Es sei ihm eine Ehre gewesen, das zu tun: ” It’s a blessing from the Lord”, so der 30-jährige “Hassverbrecher” über die Tat gegen die homofreundliche Baptisten-Kirche – er habe deren “Stolz” verbrannt, sagte er nach seiner Verurteilung gegenüber dem Lokalsender KCCI-TV. Die Pastorin der Kirche, Eileen Gebbie, freute sich über das Urteil, dass auch ihrer Meinung nach ein “Hassverbrechen” gewesen sei:
Ich habe Ames oft nicht als so progressiv erlebt, wie es manche Leute denken, und es gibt hier immer noch eine sehr große verschlossene [Im Original “closeted”, ein Begriff für nicht “geoutete” LGBTQ-Personen, Anm.] Gemeinschaft. […] Aber zwölf Leute, die ich kenne und die nicht in mich oder die Kongregation investiert haben, sagten, dass dieser Mann ein Verbrechen begangen hat, und zwar ein Verbrechen, getrieben aus Bigotterie und Hass.