Am Sonntag finden in Kroatien Präsidentschaftswahlen statt. Die aktuelle Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović der christlich-konservativen HDZ kandidiert erneut, jedoch ist ihre Wiederwahl alles andere als sicher.
Im Osten sind die christlichen Parteien noch konservativ
Kroatien wird aktuell von der christlich-konservativen HDZ regiert. Jedoch lässt sich die HDZ keinesfalls mit den alten „christlichen“ Parteien Westeuropas, etwa der heutigen Merkel-CDU in Deutschland, vergleichen. Vielmehr reiht sie sich programmatisch in die anderen christlichen Parteien Osteuropas ein wie der Fidesz unter Premierminister Viktor Orbán in Ungarn, oder der PiS unter Premierminister Mateusz Morawiecki in Polen. Besonders mit Ungarn, mit dem Kroatien bis 1918 mehr als 900 Jahre lang eine Personalunion bildete, scheint man im Kampf gegen die „Merkel-EU“ an einem Strang zu ziehen.
Die Programmatik der HDZ beinhaltet dabei eine große Portion Patriotismus und nationales Selbstbewusstsein, aber auch ein klares Bekenntnis zur Europäischen Union, deren Mitglied Kroatien seit 2013 ist. Trotz vielen programmatisch streitbaren Punkten wie der NATO Mitgliedschaft und damit der Unterstützung diverser seitens der Vereinigten Staaten geführter Kriege, ist in der kroatischen Politik noch der gesunde Menschenverstand vorherrschend. Eine breite links-rot-grüne Front, die in Medien, Schulen und den Köpfen der Jugend vorherrschend ist, sucht man dort vergeblich.
Es bahnt sich ein Kopf-an-Kopf Rennen an
Bei den letzten Wahlen 2016 ging die HDZ mit mehr als 36 Prozent als stärkste Kraft hervor. Seitdem regiert sie unter Premierminister Andrej Plenković in Koalition mit der liberalen Most, die mit weniger als zehn Prozent jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die HDZ stellt seit den Wahlen 2015 auch die Präsidentin Grabar-Kitarović. Zwar wurde bei einer Verfassungsänderung deren Rechte 2001 stark beschränkt, die Position des Staatsoberhauptes ist jedoch nach wie vor sehr wichtig. Laut den aktuellsten Umfragen wird sich jedoch am Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen abspielen.
Sowohl Links als auch Rechts könnten gewinnen
Gleich zwei Gegenkandidaten sind laut Umfragen etwa gleichauf mit Grabar-Kitarović: Auf der einen Seite der Sozialdemokrat Zoran Milanović. Seine SDP entstand aus der ehemaligen kommunistischen Partei Kroatiens. Er war bereits Premierminister und verfolgt einen sehr pro-westlichen Kurs. Unter ihm wurde Kroatien Mitglied der Europäischen Union. Auf der anderen Seite steht der Herausforderer Miroslav Škoro. Der Musiker, Fernsehmoderator und Besitzer einer der größten kroatischen Plattenfirmen gilt als „Donald Trump“ Kroatiens. Seine Ansichten sehen viele als provokant und “rechts”. Mit seiner ehrlichen Art hat er gegen seine zwei Konkurrenten jedoch eine Aufholjagt gestartet, die ihresgleichen sucht.
Laut der jüngsten Umfrage führt der Sozialdemokrat Milanović mit 25,2 Prozent. Amtsinhaberin Grabar-Kitarović liegt dicht dahinter mit 24,1 Prozent. Der rechte Miroslav Škoro hat auf 22,5 Prozent aufgeholt. Es ist daher völlig offen, wie die Wahl am Sonntag ausgeht. Die zwei Gewinner gehen zunächst in eine Stichwahl, die im Jänner 2020 stattfinden wird.