Leo Wallner machte Blitzkarriere und wurde nach seinem Studium ÖVP-Kanzler-Berater und bald Casinos-Generaldirektor.

27. November 2019 / 14:43 Uhr

Leo Wallner: Vom MKV-Mitglied zum Casinos-Vorstand

Dass der jahrelange Monopolbetrieb Casinos Austria AG (CASAG) stets eine Spielwiese von Rot-Schwarz war, ist nicht erst seit der gestrigen Sondersitzung im Nationalrat bekannt.  Bereits im Wahljahr 2008 unterstützte die CASAG den damaligen ÖVP-Spitzenkandidaten, Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer mit der Ausrichtung einer Wahlveranstaltung für sein Personenkomitee. Der ehemalige Staatsbetrieb, an dem die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) noch 33,24 Prozent hält, ist tief in den alten rot-schwarzen Proporz verstrickt.

Einer der vielen Profiteur war die schillernde Figur Leo Wallner, der 1968 zum Generaldirektor wurde – natürlich ausschließlich wegen seiner außerordentlichen Qualifikation. Deshalb stellen wir in unserer Serie „Staatsmanager“ den bemerkenswerten Lebenslauf Wallners vor.

Wallner, geboren am 4. November 1935 in Amstetten, NÖ, studierte in den 1950er Jahren Welthandel und war dort auch für die ÖVP-nahe Studentenfraktion Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Wie es sich für eine braven Schwarzen gehört, war er Mitglied im MKV (Ostarrichia Amstetten) und im CV (Danubia Wien).

Ohne Berufserfahrung zum Kanzler-Berater avanciert

1964, nach seinem Studium, wurde er wirtschaftspolitischer Berater des damaligen ÖVP-Bundeskanzlers Josef Klaus – mit zarten 29 Jahren und de facto ohne berufliche Erfahrung. Was ihn dafür qualifizierte, nur vier Jahre später, nämlich 1968, zum Generaldirektor der Casinos Austria bestellt zu werden, bleibt im Dunkeln der Archive der damaligen ÖVP-Alleinregierung.

Sein restliches Leben – Wallner starb am 29. Juli 2015 in Wien – widmete er sich den Casinos und hatte sicher ein schönes Leben, insbesonders seit er 1990 (nebenberuflich) auch Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) wurde. Als Casinos-Chef hat man offensichtlich viel Zeit für schöne Reisen.

Unrühmliches Ende mit ungeklärten Olympia-Geldflüssen

Etwas unrühmlich ging diese Episode zu Ende. Laut Wikipedia sind “ungeklärte Geldflüsse” im Zusammenhang mit der gescheiterten Olympiabewerbung Salzburgs der Hintergrund, wieso Wallner 2009 seinen Rücktritt als ÖOC-Präsident erklärte. Sein Generalsekretär Heinz Jungwirth wurde jedenfalls wegen Untreue mit einer Schadenssumme von 3,3 Millionen Euro zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wallners Renommee tat dies keinen Abbruch – das Internationale Olympische Komitee zeichnete ihn 2014 mit dem Olympischen Orden aus.

Glück für alle Beteiligten: Sie sind nicht FPÖ-nahe, deshalb sind sie jedenfalls bestens qualifiziert, und Skandal ist das schon überhaupt keiner …

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