Der nicht ganz unbekannte PR-Berater Rudi Fußi versteht die Welt nicht mehr. In einem Eintrag auf Twitter attackiert er die SPÖ scharf, da bekannt wurde, dass der frühere SPÖ-Abgeordnete Dietmar Hoscher, der bis heuer im Vorstand der Casinos Austria AG (CASAG) saß, einen Vertrag hat, der ihm allein 2018 mit Bonuszahlungen und Urlaubs-Ersatzzeiten rund 1,2 Millionen Euro einbrachte. Ein Bonus „für das gesamte Jahr 2019“ stehe noch aus. Auch sämtliche Regeln zu den Pensionsrechten sollen für ihn bestehen bleiben.
Fußi schreibt wörtlich:
SP-Bonze Hoscher kriegt pro Tag Urlaub rund 6.000 EUR ausbezahlt. Mehr als 600.000 Euro für 108 Tage. Wer hat Euch allen eigentlich ins Hirn geschissen? Lese ich irgendwo die Forderung der SPÖ, dass keiner in staatsnahen Betrieben mehr als Kanzler verdienen soll? Natürlich nicht.
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SPÖ im Visier
Fußis Eintrag sorgt für Diskussion. Ursprünglich war ja die laufende Causa CASAG um den FPÖ-Mann Peter Sidlo medial dazu gedacht, nur der FPÖ zu schaden. Nun aber wird das (nicht nur) für die SPÖ zum Bumerang. Der Klassenkampf ist voll entbrannt und schadet nun den Roten wie den Schwarzen. Dass Manager in staatsnahen Betrieben mehr verdienen als der Bundeskanzler, also das geht ja nun wirklich nicht.
Zu erwarten ist, dass jetzt schon der eine oder andere Manager, der natürlich ganz ohne “Postenschacher” in seine Funktion gekommen ist, vor Bloßstellung zittern muss (aber nicht wirklich, denn Vertrag ist Vertrag). Schließlich kassieren sie so ziemlich allesamt sehr gut. Im Jahr 2016 etwa veröffentlichte der Trend eine Liste der jährlichen Gagen – immerhin Brutto:
Name Unternehmen Gage
Wolfgang Leitner Andritz 3.710.382 Euro
Eduard Zehetner Immofinanz 3.675.300 Euro
Bruno Ettenauer CA Immo 3.386.000 Euro
Gerhard Roiss OMV 2.952.000 Euro
Andreas Treichl Erste Group 2.946.000 Euro
Wolfgang Eder Voestalpine 2.650.000 Euro
Top-Gagen bei OMV und Post AG
Wo war denn damals der Aufschrei? Ach ja, zu dieser Zeit gab es ja noch das alteingesessene Rot-Schwarz in der Regierung. Da war es schon in Ordnung, dass man sich Posten proporzmäßig ohne öffentliche Diskussion um Qualifikation oder Gehälter aufteilt. Wenngleich nicht alle der Unternehmen im staatsnahen Besitz sind (die Voestalpine wurde schon längst privatisiert), so zählt jedenfalls die OMV dazu, oder auch die Österreichische Post AG. In beiden Unternehmen hat der Staat Anteile über die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG).
Laut Trend durfte sich Post-Vorstand Georg Pölzl damals über eine Jahres-Gage von 2,4 Millionen Euro freuen. Manager von A1, Verbund, der BIG und andere werden im Zuge der um den Casinos-Finanzvorstand Peter Sidlo losgetretenen “Postenschacher”-Diskussion bald vor den Vorhang gezerrt. Übrigens, vor der ÖBAG gab es die ÖBIB und die ÖIAG. Der damalige ÖIAG-Mann Peter Michaelis kassierte sogar 700.000 Euro im Jahr. Das wurde 2009 kritisiert. Seit zehn Jahren dürfte bei den Managergehältern aber nichts passiert sein.
Unter Schwarz-Grün wird wohl alles anders – oder doch nicht
Unter Schwarz-Grün ist dann sicherlich zu erwarten, dass Gesetze kommen werden, mit denen die Top-Gagen schön brav gestutzt werden – zumindest in Betrieben, in denen der Staat etwas mitzureden hat. Es werden sich schon (grüne?) Manager finden, die weniger verdienen wollen als der Bundeskanzler – zumindest Wünsche darf man ans Christkind ja stellen.