Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es im nördlichen Ostpreußen, in Königsberg und der weiteren Umgebung, zu einer humanitären Katastrophe unter der noch vorhandenen deutschen Bevölkerung. Mehr als 100.000 Menschen starben im Zuge der Vertreibung aus ihrer Heimat durch Sowjets und Polen an Seuchen und Unterernährung. Die Übriggebliebenen waren oft Kinder. Ohne Eltern, ohne Familie, ohne ein Zuhause waren sie ganz auf sich allein gestellt. Manche kamen in sowjetische Heime, andere flohen nach Litauen, um sich zu retten.
Kein Interesse der Öffentlichkeit
Von der Tragödie dieser Kinder nahm die Welt jahrzehntelang nahezu keine Notiz. Erst in den 1990er Jahren wurde die Öffentlichkeit auf einzelne Schicksale aufmerksam. Damit begann ein neuerlicher Kampf um die ideelle und politische Anerkennung ihres unerhörten Leids.
Hungerkinder nicht vergessen
Der junge Historiker Christopher Spatz hat die Wege der damaligen Bettelkinder rekonstruiert. Am Donnerstag, 14. November, hält er im Haus der Österreichischen Landsmannschaft (Fuhrmannsgasse 18, 1080 Wien, 19.00 Uhr, Eintritt frei) einen Vortrag über die Schicksale von Betroffenen und die dahinterliegenden weltpolitischen Ereignisse. Erschütternde Berichte, wie die zwischen 1930 und 1940 Geborenen das Unmögliche schafften und diese Zeit durchstanden, machen den Abend zu einem berührenden und nachdenklichen Ereignis. Diese Erinnerungen sind ein erschütterndes Dokument.
Christopher Spatz, 1982 in Bremen geboren, promovierte 2015 an der Berliner Humboldt-Universität zur Identität der ostpreußischen “Wolfskinder”. Er hat für die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung gearbeitet und die erfolgreiche Kampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker zur Entschädigung der “Wolfskinder” wissenschaftlich begleitet. Für sein Wirken wurde ihm 2019 der Ostpreußische Kulturpreis verliehen.