Ein Bericht der Rechercheplattform Fass ohne Boden (FoB) bringt neue Erkenntnisse rund um das „Ibiza-Video“: Die Hintermänner und österreichische Behörden standen im engsten Kontakt bei gemeinsamen Kommandoaktionen. Die Redaktion von FoB analysierte tausende E-Mails, die ihr vertraulich zugespielt worden waren, und deckte auf, dass Personen im Umfeld des „Ibiza-Videos“ wie Sascha W. oder Julian H. gemeinsam mit weiteren Personen jahrelang mit österreichischen Finanz- und Polizeibehörden zusammengearbeitet haben. Und Fob bringt eine erschütternde Wahrheit auf den Punkt, der Politik, Gerichte und Untersuchungsausschüsse noch lange beschäftigen könnte:
Ob Landeskriminalamt Salzburg, Bundeskriminalamt oder die Finanzpolizei, die Gruppe Sicherheit GmbH von Sascha W. hat Ermittlungen und Observationen für Sicherheitsbehörden durchgeführt. Bezahlt wurde das Honorar von einem Tabakkonzern.
Internationaler Tabakschmuggel 2011 bis 2014 im Visier
In den Jahren 2011 bis 2014 soll das von Sascha W. geleitete Unternehmen „Gruppe Sicherheit GmbH“ in Sachen Tabakschmuggel führend tätig gewesen sein, wie FoB berichtet. Mit von der Partie unter anderem Julian H., ein mutmaßlicher Mittäter aus dem Umfeld des „Ibiza-Videos“:
Nach derzeitigen Stand der Recherche dürfte die Kooperation zwischen dem Sicherheitsunternehmen „Die Gruppe Sicherheit GmbH“ und dem Tabakkonzern mit 1. April 2011 begonnen haben. Die Unterlagen, die Fass ohne Boden vorliegen, erstrecken sich bis Ende 2014.
Eine Observation, beispielsweise im Jahr 2014 beim Projekt „Violin”, inklusive einem eingeschleusten Ermittler, kostete den Tabakkonzern für zwölf Monate 100.000 Euro pro Kalenderjahr.
Nach Sichtung der sechs Projekte, „Stanko+Ali“, „Lindwurm“, „David“, „Mezzo“, „Violin“ und „Rodope“ wird einem bewusst, was für einen enormen Einfluss das Sicherheitsunternehmen unter Sascha W. auf Ermittlungen von österreichischen Sicherheitsbehörden hatte. Von Beginn an setzte das Unternehmen auf „Undercover Agents“, unter anderem auf J. H., der beim Projekt Mezzo eine sehr wichtige Rolle gespielt hat.
Projekt „Mezzo“ gemeinsam mit Julian H.
Vor allem beim Tabak-Projekt „Mezzo“ soll Julian H. führend dabei gewesen sein, wie FoB berichtet:
Dass die Kooperation von der Sicherheitsfirma „Die Gruppe Sicherheit” mit Behördenvertretern bei weitem intensiver war, als bisher gedacht, geht aus diesem Satz hervor: „They showed various photographs from their ongoing observations to our investigator and asked him to identify the people in the pictures.“
Am 23. Jänner 2013 hat genau jener Ibiza-Hintermann für die Finanzpolizei gleich mehrere verdächtige Personen aus verdeckten Observationen eindeutig identifiziert: „we helped to identify some members off he Georgian network from the pictures provided by Customs Graz.
Julian H. wird immer mehr zu einer der Schlüsselfiguren rund um dubiose Vorgänge in Österreichs Justiz, Politik und Wirtschaftskriminalität. Gleichzeitig wehrt er sich gegen die Berichterstattung über sein Vorleben, wie zuletzt gegen die deutsche Wochenzeitung Die Zeit.