Wien verfügt über mehrere tausend Denkmäler. Museen, Gedenkstätten, historische Sehenswürdigkeiten – sie alle erzählen einen Teil der Geschichte der Bundeshauptstadt und ihrer Menschen. Und es gibt gute und schlechte Denkmäler. Das hat aber erst einmal überhaupt nichts mit dem optischen Erscheinungsbild zu tun. Generell geht es darum, welche Wertschätzung das politische Establishment (SPÖ) dem Denkmal entgegenbringt.
Auf der Häupl’schen Denkmal-Beliebheitsskala ganz oben steht sicherlich die Che Guevara-Büste im Donaupark (22. Bezirk). Im Oktober 2008 wurde auf Drängen der Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft eine 70 Zentimeter hohe Bronzebüste in der Nähe des Donauturms aufgestellt. Zum 80. Geburtstag des 1928 in Argentinien geborenen und 1967 von der bolivianischen Armee erschossen Ernesto „Che“ Guevara – eines Revolutionärs, der gegen soziale Ungerechtigkeit kämpfte und schließlich selbst zum Unterdrücker und Massenmörder wurde. Er soll das erste Konzentrationslager auf Kuba gegründet haben. Zur Eröffnung des 28.000 Euro teuren Denkmals des Alt-68er-Lieblings kam das Who is Who des linken SPÖ-Flügels. Angefangen mit Pensionistenpräsident Karl Blecha, Ex-Sozialminister Erwin Buchinger und natürlich Bürgermeister Michael Häupl selbst.
Nahe dem Boden dürfte hingegen die Beliebtheit des verstorbenen SPÖ-Politikers Franz Jonas, Bürgermeister und zugleich Landeshauptmann von Wien sowie Bundespräsident in der Zeit von 1965 bis 1974, sein. Die drei Gedenksteine im Donaupark sind verwittert, offenkundig wurde seit vielen Jahren die Beschriftung nicht mehr erneuert. Einer der Steine wurde beschmiert, bei einem anderen ist das Wappen der Stadt Wien abgefallen. Jonas, der sich einst Verdienste um die notleidende Bevölkerung in der sowjetischen Besatzungszone erwarb und Initiator des Donauparks war, ist für die eigene Partei uninteressant geworden.
Als im Frühjahr 2009 die bronzene Nase des kubanischen Kommunisten abgesägt wurde, war die SPÖ schnell zur Stelle. „Wehret den Anfängen“, rief Karl Blecha und erklärte: Che Guevara sei kein Massenmörder, sondern ein Mensch gewesen, der nicht nur geredet, sondern auch gehandelt habe. Wenige Wochen nach der von linken Kreisen als „Neonazi-Anschlag“ bezeichneten Aktion wurde die Nase wieder angeschweißt. Bezahlt wurde die 3800 Euro teure Schönheitsoperation von der Kulturabteilung der Stadt Wien – die für Franz Jonas kein Geld zu haben scheint.
(Foto: © BambooBeast)