Ob überbewertet oder nicht: Eine Nationalmannschaft kann ihrem Land bei einer Fußball-WM Ruhm und Ehre bringen – oder auch den Ruf kräftig ramponieren. Für Zweiteres haben sich die Franzosen entschieden, und zwar so richtig: Spieler, Trainer, Funktionäre – alle machen mit.
Ob überbewertet oder nicht: Eine Nationalmannschaft kann ihrem Land bei einer Fußball-WM Ruhm und Ehre bringen – oder auch den Ruf kräftig ramponieren. Für Zweiteres haben sich die Franzosen entschieden, und zwar so richtig: Spieler, Trainer, Funktionäre – alle machen mit.
Ausschlaggebend war – neben den extrem schwachen Leistungen der "Bleus" – offenbar das Wort "fils de pute", zu Deutsch "Hurensohn", das Chelsea-Star Nicolas Anelka (BIld) seinem Trainer Raymond Domenech in der Pause der Niederlage gegen Mexiko entgegen schmetterte – nebst anderen Grauslichkeiten. Der Coach hätte das sogar geschluckt, wenn es nicht am nächsten Tag auf der Titelseite der Sportzeitung "L Equipe" gestanden wäre.
Daraufhin überschlugen sich die Eriegnisse: Anelka wurde gefeuert. Die Teamkollegen traten in den Trainingsstreik und suchen nach dem "Verräter", der den freundlichen Kabinenplausch den Medien gesteckt hat. Der Team-Manager warf mit theatralischen Worten das Handtuch: "Ich schäme mich. Ich bin angewidert. Das ist ein Skandal für den Verband, für das französische Team und das ganze Land." Auch der Verbandspräsident hat sich schon vorsorglich bei der französischen Nation entschuldigt.
WM-Possen wie diese erhöhen, sofern sie nicht das eigene Land betreffen (was bei Österreich ohnehin praktisch ausgeschlossen ist), den Unterhaltungswert der Spiele beträchtlich. Man erinnere sich an Togo bei den letzten Titelkämpfen. Nach einem Prämienstreit traten zunächst die Spieler in den Streik. Dann haute der deutsche Trainer über Nacht ab, um kurz vor dem ersten Match wieder zurück zu kehren. Das wäre an sich nicht nötig gewesen, denn drei Niederlagen hätten seine Spieler auch ohne ihn zusammen gebracht. Naja, Frankreich hat immerhin schon ein Unentschieden.
Foto: Rani777