Es war schon verwunderlich, wie schnell sich die Aufregung um den Sager vom inneren Reichsparteitag der ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein gelegt hat. Keine Entlassung, auch kein Abzug von der Fußball-WM – mit einer kurzen Erklärung wischte das ZDF die Debatte vom Tisch: Die verbale Entgleisung sei im Eifer der Situation entstanden und tue der Moderatorin leid.
Doch jetzt kommt die subtile Rache: Gutmenschliche Journalisten beginnen zu wühlen und finden einen Werbeauftritt der Sportreporterin für eine Molkerei. ZDF-Chefredakteur Thomas Frey wird damit konfrontiert, erkennt die günstige Gelegenheit und fällt Müller-Hohenstein sofort in den Rücken. Das sei so nicht genehmigt gewesen. Mittlerweile muss sie ihr Management wechseln, wenn sie ihren Job behalten will.
Die Botschaft des ZDF-Chefs wird natürlich in den Medien überwiegend positiv aufgenommen. Gerade im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist die unantastbare Objektivität der Journalisten ja ein höchst schützenswertes Gut. Da darf es keine Kompromisse geben. Könnte ja sein, dass einmal ein Sportler mit einem Weihenstephaner Joghurt-Logo am Trikot bevorzugt behandelt wird.
Doch die Realität sieht ganz anders aus: Das NDR-Medienmagazin ZAPP berichtete vor knapp zwei Jahren über fette Nebenverdienste von ARD- und ZDF-Moderatoren: Tom Buhrow von den Tagesthemen etwa, Klaus Kleber vom heute-Journal oder die Börsemodeartoren Anja Kohl, die sich privat von (börsennotierten) Unternehmen engagieren und bezahlen ließ. Ein sehenswerter Beitrag:
Doch in diesen Fällen bewiesen die Chefedakteure Solidarität zu ihren TV-Stars und wiesen alle Vorwürfe zurück. Und die Debatte wurde – wenn überhaupt – auf den Medienseiten der Zeitungen geführt, während Katrin Müller-Hohenstein und ihre Molkerei jetzt wieder ein großes Thema sind. Der Reichsparteitag kommt sie also doch noch teuer zu stehen.