Nicht nur das Regenwetter ließ den 18. Life-Ball am vergangenen Samstag in Wien verblassen. Auch Gäste der sonst so schrillen Veranstaltung sprachen von einem der langweiligsten Bälle überhaupt. Am Fernsehbildschirm flackerte wegen des Zickenkrieges zwischen Organisator Gerald „Gery“ Keszler und ORF-Society-Reporter Dominic Heinzl ohnedies nur eine Minimalvariante. Und selbst die war dank der grottenschlechten Moderation zum Einschlafen. "Der Standard" zählt den ORF gar zu den Totengräbern des Life Ball; diesem Optimismus können wir uns nicht ganz anschließen.
Den Aufbauarbeiten zufolge, hätte es der spektakulärste Ball aller Zeiten sein müssen. Tagelang wurde bis zur Unendlichkeit gehämmert und geschraubt. Autofahrer mussten einen Teil der Wiener Ringstraße meiden, weil der Ball diesmal an drei Orten Station machte. Vom Rathaus bis zum Burgtheater reichte der rote Teppich, auf dem die zahlreichen Promis und noch zahlreicheren Semi-Promis ihre Kostüme präsentieren durften. Am Hohen Haus montierte man eigens ein rotes Schleiferl, um der Bundesregierung die Zurverfügungstellung „ihres“ Parlament auch ordentlich zu danken – eine Formulierung, die auch der seltsame Fernseh-Kommentator "Hermes" ungeprüft übernahm, er bezeichnete das Parlament gar als "Regierungssitz". Der vorangegangenen Kommerzialisierung des Life Balls müsste die Spendenhöhe diesmal wohl deutlich über den 1,6 Millionen Euro vom Vorjahr liegen.
Schrille Vögel vom Rathausplatz weggewaschen
Dennoch war am Samstag der Spaß für die sonst schrillen Vögel vorbei. Obwohl die Eröffnung extra um eine Stunde auf 21.30 Uhr vorverlegt wurde, um der angekündigten Schlechtwetterfront zu entgehen, war kurz nachdem US-Schauspielerin Whoopi Goldberg zu den Klängen von Richard Wagner aus der riesigen Erdkugel entstiegen war, schon wieder Schluss. Der Himmel öffnete alle Schleusen, was bei den Besuchern ebenfalls schnell zum Reißaus in alle Himmelsrichtungen führte. Prompt wurde die Eröffnung abgebrochen und der Rathausplatz geräumt.
Auch für die Daheimgeblieben war nach dem Beginn gleich wieder Schluss. Die TV-Übertragung des ORF war getragen von medialen Pannen. Einige Zuseher erinnerte der Hintergrundkommentar sogar an die Vuvuzela-Geräusche aus der Südafrika-WM. Dabei sollte doch gerade der schwule Moderator Alfons Haider etwas Pepp in die Sache bringen, hatte sich der Rundfunk wohl gedacht und präsentierte ihn deshalb als Quotenreporter am roten Teppich. Doch der Zuseherquote erging es im Laufe des Abends wohl ähnlich wie dem Regenwasser, das unerschöpflich in die Wiener Kanalisation abfloss.