Nach dem Rücktritt Ole von Beusts kommen auf die schwarz-grüne Koalition in Hamburg schwierige Zeiten zu. Der Innensenator und designierte Nachfolger Beusts, Christoph Ahlhaus, gilt den Grünen als Hardliner. Am 22. August soll ein Parteitag über die Weiterführung der Koalition entscheiden. Die Kritiker von Ahlhaus haben unterdessen neue Munition erhalten: Er ist Mitglied der Heidelberger "Turnerschaft Ghibellinia", einer schlagenden Studentenverbindung.
Sehr ausgeprägt scheint die Standfestigkeit des angehenden Bürgermeisters trotz des Wahlspruchs seines Bundes "niemals unsicher, stets offen!" dennoch nicht zu sein. "Herr Ahlhaus war nicht als Student in der Turnerschaft aktiv und hat folglich auch nicht gefochten", lässt er aus seinem Büro melden. Außerdem habe man die Turnerschaft bereits gebeten, ihn nicht mehr als Mitglied zu führen. Doch die politisch korrekte Gesellschaft lässt sich von diesem Kniefall nicht beeindrucken oder gar beirren. Ganz im Gegenteil.
Nach Ansicht von Christiane Schneider, der Innenexperten der Linkspartei-Fraktion, "lässt sich die Mitgliedschaft des Innensenators in der frauenfeindlichen, völkischen Verbindung beim besten Willen nicht mehr als Jugendverirrung interpretieren." Eine sehr gewagte Aussage, für ein Mitglied einer Partei, die die Nachfolge der diktatorisch regierenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands übernommen hat und ehemalige Beamte der gefürchteten "Staatssicherheit" in ihren Mitgliedslisten führt.
Es bleibt abzuwarten, ob der angebliche Hardliner Christoph Ahlhaus das Amt des Bürgermeisters der geschichtsträchtigen Hansestadt gegen den Widerstand der Linksfraktionen wird antreten können. Ein Gewinn für das konservative Lager wäre er, wie sein freiwilliger Kniefall vor der Political Correctness beweist, ohnehin kaum gewesen.