Um die "Causa Sarrazin" kehrt keine Ruhe ein. Parteichef Sigmar Gabriel möchte den prominenten Störenfried nach wie vor aus der SPD ausschließen. Seine Aussagen seien mit den Grundwerten der Sozialdemokratie nicht in Einklang zu bringen, meint Gabriel.
Doch innerhalb der Partei regt sich Widerstand. Ex-Finanzminister Peer Steinbrück äußerte schlicht: "Ich würde ihn behalten." Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi möchte Sarrazin ebenso auch in Zukunft als Parteigenossen mit dem gewohnten "Freundschaft" begrüßen dürfen. Er wird dessen Vertreter vor dem parteiinternen Schiedsgericht sein. Binnen spätestens sechs Monaten wird dann feststehen, ob der "Skandalautor" sein rotes Parteibuch behalten darf. Eines steht – so der Parteichef – jedenfalls fest: Mit einer Eugenikdebatte wolle die SPD "nicht identifiziert" werden.
Die Diffamierungskampagnen der jüngsten Zeit gehen an Sarrazin, wie er in einem Interview mit der Bild-Zeitung bekannte, nicht spurlos vorüber. Sein bissiger Humor ist ihm aber dennoch nicht vergangen: "Manche essen unter Stress mehr. Bundeskanzler Helmut Kohl legte in jeder Stresswelle einen Jahresring an. Ich habe in den drei Wochen weniger gegessen, mir ging das alles auf den Appetit."
Tatsächlich sollte Parteichef Gabriel (Bild) Interesse daran haben, die Angelegenheit nicht überkochen zu lassen. Die provokanten Aussagen irritieren zwar die Parallelgesellschaft in der Führungsriege der einstmaligen Arbeiterpartei, nicht aber deren Basis. Die abgehobene Pateielite rudert unterdessen weiter nach links. Die Genossen fordern im Öffentlichen Dienst die Diskriminierung von Deutschen – eine "Migrantenquote". Bei gleicher Qualifikation sollen in Zukunft Menschen mit Migrationshintergrund den autochthonen Deutschen vorgezogen werden – solange, bis deren Anteil im Öffentlichen Dienst jenem an der Bevölkerung entspricht. Berlin macht’s gerade vor.
Foto: Agencia Brasil