Die Thayatalbahn ereilte dasselbe Schicksal wie die Gesäusebahn: Wegen angeblicher Unrentabilität fielen beide Eisenbahnabschnitte dem Sparstift der Bundesbahnen zum Opfer. Während erstere wenigstens noch bis Jahresende für den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich zur Verfügung steht, wurde der Personenverkehr auf der Gesäuse-Bahnstrecke in der Obersteiermark schon im Vorjahr vollständig eingestellt und durch eine Buslösung kompensiert.
Die Buslösung sei nicht nur wirtschaftlicher, argumentierte die ÖBB damals, sondern auch für Fahrgäste attraktiver. Nach über einem Jahr „Bus statt Schiene“ im Gesäuse, sah sich die steirische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Susanne Winter vor wenigen Monaten in der Pflicht, die positiven und negativen Erfahrungen des Busbetriebes zu evaluieren. Aus diesem Grund richtete sie eine parlamentarische Anfrage an Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), um einen Vergleich der Passagierzahlen vom Bus- und Bahnverkehr herzustellen.
Zu deren Erstaunen lassen sich die Antworten allerdings nicht bei der roten Ministerin finden, wie die Anfragebeantwortung zeigt, sondern bei den jeweiligen Bundesländern samt ÖBB-Regionalmanagements. Ebenfalls unbeantwortet blieb die Frage nach etwaigen Beschwerden seit der Umstellung. Dafür gab es eine andere interessante Erkenntnis: Trotz Stilllegung wurden nämlich weiterhin Investitionen in die Strecke getätigt. Für Bauarbeiten im Bahnhof Großreifling, die Rückbaumaßnahmen im Gleisbereich betreffen, und damit in Zusammenhang stehende Adaptierungen von Bahnsteigen. In Summe betrugen die Instandhaltungskosten für die Eisenbahninfrastruktur von Kleinreifling bis Selzthal 2009 rund 5 Millionen Euro.
In einer weiteren Anfrage wurde die endgültige Stilllegung des ohnehin nur noch rund zehn Kilometer langen Streckenabschnittes zwischen Schwarzenau und Waidhofen an der Thaya (im Bild der Bahnhof) thematisiert. Obwohl die aufrechte öffentliche Eisenbahnstrecke an das Land Niederösterreich erst mit 1. Jänner 2011 übergeben wird, blieb die Verkehrsministerin auch hier Antworten zur derzeitigen Situation schuldig. „Was die Zukunft dieser Bahnstrecke oder des ehemaligen Streckenbandes betrifft, fällt in die Zuständigkeit des niederösterreichischen Landeshauptmannes“, so Bures wörtlich. Zwar stehe laut Medienberichten eine touristische Nachnutzung etwa in Form von Draisinen- und Radwegen zur Diskussion, Details sind aber noch unklar.
In beiden Fällen zeigt sich, dass die zuständige Ministerin entweder keine Auskunft geben will, oder nicht kann. Für die Zukunft des öffentlichen Verkehrs, der am ländlichen Raum ohnehin nur spärlich funktioniert, ist das ein signifikantes Armutszeugnis.
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