Der Streit um die Zugehörigkeit der deutschen Bevölkerungsmehrheit in Südtirol nimmt eine neue Wendung: Die "Süd-Tiroler Freiheit" hat eine Kampagne zur doppelten Staatsbürgerschaft gestartet. Diese Idee wurde in Südtirol mit großer Begeisterung aufgenommen – alle deutschsprachigen Parteien sprachen sich dafür aus. Nun sollen im Zuge einer Bürgerinitiative auch in Österreich Stimmen für die Südtiroler gesammelt werden.
Die Aufforderung enthält bewusst keine Gesetzesvorschläge: Die großangelegte Kampagne soll in ganz Österreich und Südtirol die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Zugehörigkeit der deutschen Südtiroler lenken und auf deren Bedürfnisse sensibilisieren. Bis jetzt betitelt Italien Südtirol als "inneritalienisches Anliegen", da die Einwohner Italiener seien. Prinzipiell ist die doppelte Staatsbürgerschaft in Italien selbst vorgesehen – für Italiener, die als Mindnerheit in anderen Staaten leben. Nach diesem Vorbild können die Südtiroler die österreichische Staatsbürgerschaft erwerben und somit dem Staat Österreich mehr politische Handlungsfähigkeit für die Rechte der Südtiroler verleihen.
Der Nordtiroler FPÖ-Nationalratsabgeordnete Werner Königshofer bewertet die Kampagne als logisch und legitim. Die Angst der Südtiroler um ihre Kultur sei angesichts der demographischen Entwicklungen berechtigt: Nach diesen würde es nur noch 25 Jahre dauern, bis mehr als die Hälfte der Bevölkerung Südtirols nicht mehr deutscher bzw. ladinischer Abstammung ist. Die Kritik an der fortschreitenden Italienisierung des Gebiets ist ein Hauptpunkt des Programms der Süd-Tiroler Freiheit: Sie sieht das in den Menschenrechten verankerte Selbstbestimmungsrecht der Völker bedroht.
Für Samstag, 2. Oktober, ist ein Gesamt-Tiroler Unterschriftentag geplant, an dem in allen Tiroler Gemeinden um Unterstützung der Initiative für die Doppelstaatsbürgerschaft geworben werden soll.