Lieber auf die Straße als in den Unterricht. Dürfen Schüler an Demonstrationen teilnehmen, ohne Repressalien von der Schulbehörde befürchten zu müssen? Ministerin Claudia Schmied sagt „nein“. Wer auf die Straße geht, bleibt dem Unterricht unentschuldigt fern – die „harte“ Konsequenz: Eine mögliche, schlechtere Beurteilung im „Betragen“.
Da werden sich die Schüler des BORG 3 in der Landstraßer Hauptstraße vor Angst in die Hose machen. Unter dem Motto „Fekter vertreiben, MigrantInnen bleiben“ nahmen 80 Prozent von ihnen (rund 350) am 19. Oktober an einer Kundgebung teil, die zum Ziel hatte, die Abschiebung ihrer Mitschülerin Araksya M. (14) zu verhindern. Das Problem dabei: Die Demo fand während der Unterrichtszeit statt, an einem Dienstag zwischen 11 und 13 Uhr.
Foto: Parlamentarische Anfrage der FPÖ
Dies bestätigte auch der Direktor des BORG 3, Franz Dvoran. Er schloss aber, entgegen der Ministerin, Auswirkungen auf die Betragensnote aus. „Diese Entscheidung wird sowieso bei der Lehrerkonferenz getroffen – diese einmalige Situation sollte darauf keinen Einfluss haben“, wird der Direktor im Standard zitiert.
Sozialistische Schülertruppe
Offenbar kümmert sich Dvoran um das Schulgesetz wenig. Dort ist nämlich genau geregelt, welche Gründe ein Fernbleiben vom Unterricht rechtfertigen. Die Teilnahme an einer Demonstration zählt nicht dazu. Und weil dies im Gesetz so verankert ist, stellte der freiheitliche Abgeordnete Walter Rosenkranz an Unterrichtsministerin Claudia Schmied mehrere Anfragen. Unter anderem wollte Rosenkranz wissen, ob die Schüler für parteipolitische Zwecke der SPÖ missbraucht wurden. Grund: Unterstützung für die jungendlichen Demonstranten kam von der sozialistischen Schülertruppe „Aktion kritischer Schüler“ (aks). Ministerin Schmied sagte dazu, dass die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des Themas und den unterschiedlichen Meinungen dazu keineswegs parteipolitisch eingeengt stattgefunden hätte.
Mutter eines Schülers empört
Allerdings fungierte Lukas Wedrich, Vorsitzender der aks-Wien , als Haupteinpeitscher der Demonstranten. Zusätzlich hatten die Jugendlichen zahlreiche Transparente und Tafeln mitgebracht – mit zum Teil konkreten parteipolitischen Inhalten, etwa von Seiten der KPÖ. Genau das störte wiederum eine Mutter eines 15-jährigen Schülers, der auch an der Kundgebung teilnahm. Sie sagte dem Standard: „Unsere Kinder werden dazu missbraucht, einen Schulstreik mitzutragen – aber das war nicht die Absicht.“
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Was tun dagegen? Die Ministerin ist rot, der Wiener Stadtschulrat ist rot, wohl auch der Direktor im BORG 3. Da ist es doch naheliegend, dass eine sozialistische Schülertruppe zufällig ins Spiel kommt. Und die Schüler müssen mitmachen, ob es ihnen passt oder nicht – wer aufmuckt und gegen den Mainstream schwimmt, darf wohl mit keiner guten Betragensnote rechnen.