Mit einer Entscheidung der kanadischen Medienkommission Canadian Broadcast Standards Commission ist jetzt die britische Rockgruppe Dire Straits ins Visier der Tugendwächter geraten. Ihre Hitsingle "Money for nothing" aus dem Jahr 1985 soll schwulenfeindlich sein, weil darin dreimal das Wort "Fagott" enthalten ist – was in etwa mit "Schwuchtel" übersetzt werden kann.
Persiflage auf das Popgeschäft
Die Idee zu dem Lied kam Mark Knopfler, Gitarrist und Sänger der Gruppe, als er in einem New Yorker Fernsehgeschäft ein Gespräch zweier Arbeiter belauschte, die über die dort gezeigten Musikvideos lästerten. Knopfler übernahm deren rüde Ausdrucksweise, um so einen kritischen Text über das Popgeschäft aus der Sicht einfacher Arbeiter zu verfassen. Im Musikvideo schimpft dann eine fiktive Figur über den Gitarristen, der Knopfler selbst ist, mit den Worten: "The little faggot with the earring and the make-up. Yeah, buddy, that’s his own hair. That little faggot’s got his own jet airplane. That little faggot, he’s a millionaire!" (Schau mal die kleine Schwuchtel da an, mit dem Ohrring und der Schminke. Nein, Freundchen, das ist keine Perücke! Die Schwuchtel hat ´nen Privatjet, die Schwuchtel ist Millionär!) Knopfler bezieht die beanstandete Textzeile in selbstironischer Weise ganz offensichtlich auf sich selbst.
Bereinigte Version darf weiter gespielt werden
Foto: aherrero / flickr
Im Herbst 2010 beschwerte sich ein anonymer Zuhörer der Radiostation OZ FM in Neufundland bei der Canadian Broadcast Standards Commission CBSC über das Abspielen des Liedes. CBSC – ein freiwilliger, nicht-staatlicher Zusammenschluss von mehr als 730 Radio- und Fernsehstationen in Kanada – entschied daraufhin, dass das Lied nur mehr in einer um das Wort "Fagott" bereinigten Version gespielt werden darf. Die Entscheidung hat keine direkte Auswirkung auf den Radiosender, könnte aber bei einer allfälligen Verlängerung der Lizenz zu Problemen führen. Auch andere Sender könnten in Zukunft Schwierigkeiten bekommen, wenn sie das Lied mit Originaltext spielen. Nicht beanstandet wurde dabei allerdings die Textzeile "He's got money for nothing and the chicks for free" ("Er kriegt Geld für´s Nixtun und die Bräute umsonst"), an der sich der wahrscheinlich homosexuelle Hörer offensichtlich nicht gestoßen hat.
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Lob von Homosexuellen, Kritik von den Medien
Während Homosexuellenvereinigungen die Entscheidung begrüßten, erntete CBSC in kanadischen Medien harsche Kritik für ihr Vorgehen. Die Toronto Sun bezeichnete das Vorgehen als "vertrottelt", die Montreal Gazette sieht die Zensurbehörde in Anspielung auf den Bandnamen Dire Straits in arger Notlage. Ein Trost bleibt auf jeden Fall für die Dire Straits: Sie befinden sich in bester Gesellschaft, wurde doch erst jüngst das berühmte Buch "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" des großen US-Schriftstellers Mark Twain zensuriert.