Die Plattform Wikileaks hat sich in Österreich das richtige Magazin ausgesucht, um ein paar völlig belanglose Dokumente an den Mann zu bringen. „NEWS“ füllt seine Politikseiten regelmäßig mit Klatsch, so auch diesmal.
Kommentar von Alexander Höferl
Dass Militärs in Österreich von ihrem Verteidigungsminister alles andere als angetan waren und sind, ist wenig spektakulär. Das pfeifen die Spatzen von den Dächern, seit der Zivildiener Darabos auf Geheiß seiner Partei dieses Amt antreten musste. Dass auch Schüssel ihn nicht mag, verwundert ebenfalls kaum, ist doch außer Karlheinz Grasser niemand bekannt, den Schüssel mag. Die „Enthüllungen“ über die intellektuelle Kapazität verschiedener FPÖ-Politiker sind von ebenso geringem Wert, zumal nicht bekannt ist, ob die amerikanischen Beamten, welche diese Bewertung abgaben, nicht selbst ziemliche Hohlköpfe sind. Die US-Politik der letzten Jahre würde diesen Schluss nahelegen.
[adsense:468×60:9459532571]
Foto: jabka / flickr
Überhaupt gewinnt man langsam den Eindruck, Wikileaks fungiere als bloßes Transportmittel der recht beschränkten US-Sicht auf die Welt. Obwohl offiziell verstimmt, können sich die Amerikaner insgeheim darüber freuen, dass ihre Zensuren in die Öffentlichkeit gelangen, sofern sich die Beurteilten bemühen, künftig bessere Noten vom großen Lehrer zu bekommen.
Auf diesem Niveau läuft sich Wikileaks tot. Wenn alleine das Etikett der Enthüllungs-Plattform ausreicht, um jeden diplomatischen Mist an die Öffentlichkeit zu zerren, so leidet darunter das gesamte Projekt. Gründer Julian Assange geht es derzeit wohl in erster Linie um die Finanzierung seiner Anwälte zur Abwehr der Vergewaltigungs-Vorwürfe. Wenn er es deshalb zu billig gibt, wird Wikileaks bald auch nicht mehr ernster genommen als das wöchentliche NEWS-Heftl.