Der Milliardenbetrug des US-Investors Bernard Madoff treibt momentan nicht nur den Managern der auf 19,6 Milliarden Dollar verklagten Bank Austria die Schweißperlen auf die Stirn. Auch die heimische Justiz hat mit der Sache alle Hände voll zu tun. Dass sie dabei ins Schwitzen geraten könnte, verhindert allerdings das Tempo, in dem die Behörden tätig sind.
Während nämlich das Mastermind des Betrug, Bernard Madoff, in den USA in Rekordtempo abgeurteilt wurde und bis an sein Lebensende nur noch gesiebte Luft atmen wird, reist seine "kriminelle Seelenverwandte" (Schweizer Tagesanzeiger) Sonja Kohn weiterhin ungehindert durch die Lande. Die Wienerin war Gründerin der Bank Medici, die in Zusammenarbeit mit der Bank Austria enorme Geldsummen von Anlegern einsammelte und sie über zwei Fonds (Herald und Primeo) dem Investment-Scheinimperium Madoffs zur Verfügung stellte. Kohn stellt sich als Opfer Madoffs dar, weshalb für sie und die weiteren 14 Beschuldigten nebst Bank Medici AG und Unicredit Bank Austria AG die Unschuldsvermutung gilt.
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mit dem "außerordentlichen Umfang der übermittelten Unterlagen".
Foto: BMJ
Immerhin war die Zahl der Beschuldigten der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Justizministerin Claudia Bandion-Ortner zu entnehmen. Weiters teilt sie darin mit, dass die Wiener Staatsanwaltschaft derzeit insbesondere mit den Kollegen aus Zürich sowie mit dem Masseverwalter des Madoff-Unternehmens zusammen arbeite. Die bereits begonnene Sichtung der übermittelten Unterlagen sei jedoch wegen ihres „außerordentlichen“ Umfangs noch nicht abgeschlossen, weshalb der voraussichtliche Zeitpunkt der Enderledigung – spricht Anklageerhebung oder Verfahrenseinstellung – „derzeit nicht seriös eingeschätzt werden“ könne.
Ehrenzeichenträgerin Kohn genießt ihre Freiheit
Die Sicherstellung dieser äußerst umfangreichen Unterlagen in der Züricher Villa der Sonja Kohn liegt bereits mehr als ein Jahr zurück. Das – bei Wirtschaftsdelikten typisch österreichische – Ermittlungstempo wirkt sich mittlerweile extrem begünstigend für die Beschuldigten aus. Sonja Kohn, übrigens Trägerin des großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, ist 62 Jahre alt. Immerhin kann Bandion-Ortner ausschließen, dass Kohns geschäftliche Beziehungen zu Politikern oder die angebliche Hemmschwelle der Gerichte, sich mit großen Banken anzulegen, die anhängigen Verfahren verzögern.