Das Leid der zahlreichen Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, wird endlich als zentraler Teil deutscher Geschichte gewürdigt: Der Antrag "60 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen – Aussöhnung vollenden", der die Verbundenheit mit den deutschen Vertreibungsopfern ausdrückt, wurde von CDU/CSU und FDP eingebracht und von einer Mehrheit im Bundestag angenommen. Dass auch Deutsche Opfer von Deportation und Lagerhaft wurden – oder dass dies öffentlich gesagt werden darf – ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit: Schon hat sich eine Initiative gefunden, die den Antrag als "falsches geschichtspolitisches Signal" deutet.
Foto: Deutsches Bundesarchiv / Wikimedia Commons
Unter jenen, die dem deutschen Volk das pauschale Bild der Täterrolle anheften und polnische Kriegsverbrechen aus der Geschichte streichen wollen, sind neben den polnischen Historikern Ruchniewicz und Madajczyk auch zahlreiche Deutsche: Die Geschichtswissenschaftler, die sich fast ausschließlich mit dem deutschen Verhältnis zu den ehemaligen Ostblockstaaten oder mit Antisemitismus beschäftigen, verschließen bereitwillig die Augen vor der Ermordung und Vertreibung zahlloser deutscher Bürger.
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Doch trotz der anhaltenden Proteste ist die Anerkennung der deutschen Vertriebenen ein Symbol der Aussöhnung: Die von ihnen verfasste Stuttgarter Charta, die dieses Jahr ihr 60. Jubiläum feiert, ist ein Dokument des Friedens und des Verzichts auf Vergeltung. In ihrem Antrag möchte die Koalition den Aufbau der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" vorantreiben – außerdem soll der 5. August zum bundesweiten Gedenktag für Vertriebene erklärt werden.