Die „Wahren Finnen“ unter Parteichef Timo Soini sind die großen Sieger der Parlamentswahlen. Ihren Stimmanteil konnten sie mehr als vervierfachen, und um ein Haar wären sie sogar stärkste Partei geworden und Soini damit der finnischen Tradition folgend auch Ministerpräsident. In deutschsprachigen Medien hat man den wahren Finnen das Etikett „rechtspopulistisch“ umgehängt, was mittlerweile eine Art Adelstitel für all jene politischen Kräfte ist, denen das Wohl des eigenen Volkes auch dann ein Anliegen ist, wenn dabei Konflikte zu anderen Interessen auftreten – etwa zu jenen der EU.
fast verfünffachen. Der politische Mitbewerber reagiert trotzdem gelassen.
Foto: heipmann / flickr
Was macht daher die EU folgerichtig, wenn sich die „Wahren Finnen“ im Eiltempo auf die zwanzig Prozent zubewegen? Sie fürchtet sich und zittert. Und damit die zentralistischem Umverteiler in Brüssel so schnell nicht zur Ruhe kommen, schiebt Soini nach der Wahl gleich einen Satz nach, der da lautet: "Wir waren bisher zu weich gegenüber Europa. Das muss sich ändern."
Alle wollen sie "Wahren Finnen" in der Regierung sehen
Es wird sich heute keiner mehr trauen, aber insgeheim wird in Brüssel so mancher Alt-Apparatschik an die seligen Zeiten zurückdenken, als man eine missliebige Regierung einfach mit EU-Sanktionen überzog. Doch mit den "Wahren Finnen" scheint das auch deshalb undenkbar, weil die anderen Parteien deren Erfolg mit großer Gelassenheit kommentieren. Außenminister Alexander Stubb von der gestern siegreichen konservativen Zentrumspartei sagte schon vor der Wahl über Soini: "Timo Soini und ich sind gute Freunde. Wir haben großen Respekt voreinander.“ Und auch die oppositionellen Sozialdemokrateh ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die „Wahren Finnen“ nach ihrem Sieg nun auch an der Regierung beteiligt werden sollten. „Eine Selbstverständlichkeit“ nannte das die Spitzenkandidatin Jutta Urpilainen.
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Hintergrund des entspannten Umgangs mit den politischen Emporkömmlingen könnte die Hoffnung sein, dass sie ihre bisher geäußerten Forderungen nicht mehr mit allzu großem Nachdruck vertreten, sobald sie Regierungsverantwortung tragen. „Das Schöne ist doch: Regierungsbeteiligung schafft Verantwortung. Verantwortung schafft rationales Denken. Und rationales Denken schafft gute Ergebnisse“, umschreibt Außenminister Stubb jenen Verrat an den eigenen Wählern, den er sich von den „Wahren Finnen“ offenbar erwartet. Dabei bauen die traditionellen Parteien in Finnland durchaus auf Erfahrungswerte, denn die Grünen trugen in der Regierung den Ausbau der Atomenergie ebenfalls mit, obwohl sie in ihren Parteigrundsätzen für den Atomaussieg eintreten.
Ob sich Soini und seine Kollegen allerdings auf eine derartiges Spiel einlasen, scheint höchst fraglich. Ein Blick auf das aktuelle Wahlergebnis der Grünen sollte als Abschreckung genügen.