Und wieder führen unsere Banken die sparefrohen Österreicher an der Nase herum. Von der ach so sicheren Sparform Bausparvertrag scheint nach Ende der Laufzeit doch nicht so viel übrig zu bleiben, wie unlängst ein Test der Arbeiterkammer ergab.
"Das ideale Produkt um größere Summen gewinnbringend anzulegen und fixe Zinsen zu erhalten", behauptet die Raiffeisen Bausparkasse auf ihrer Homepage. Mehr als fünf Millionen Bausparverträge laufen derzeit in Österreich, doch offensichtlich ist das Produkt, von dem jeder glaubt zukunftssicher vorgesorgt zu haben, wohl doch kein so schönes Geschäft – zumindest für die Kunden nicht. Denn wie die Arbeiterkammer nachrechnete, kassieren die Banken bei einer sechsjährigen Laufzeit die Spesen gleich siebenmal ab – unabsichtlich? Wohl kaum.
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des einträglichen Bausparkuchens in Österreich.
Foto: Rafaela Pröll / Wüstenrot
Selbstverständlich werden die Kontospesen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der heimischen Bankenverträge ausgewiesen. Allerdings versteckt in einem undurchschaubaren Wörterkonstrukt im Fließtext, welcher zusätzlich auch noch auf andere Paragraphen verweist und anfallende Spesen auf mehrere Stellen verteilt. Doch wer nicht liest – ist selber schuld. Denn spätestens nach Abgabe der Unterschrift beginnt eine einfache Rechnung:
Bei einem klassischen Bausparprodukt liegt die Zinsspanne bei 0,5% – 4%. Viel ist das nicht, wenn man bedenkt, dass Kontoführungsspesen und KEST abgezogen werden und bei einer vorzeitigen Auflösung hohe Kosten auf die Sparer zukommen: eine Streichung der staatlichen Prämie, eine Abzinsung auf 0,5% sowie Verwaltungskosten, deren Höhe schwer zu recherchieren ist. Bei der s-Bausparkasse ist es das 1,5fache der monatlich avisierten Sparleistung – also bis zu 150 Euro. Bei ABV sind 0,5% der Vertragssumme zu bezahlen. Aber was ist nun wieder die Vertragssumme? Diese orientiert sich an der Höhe des Bauspardarlehens, auf das man mit einem Sparvertrag Anspruch hat und beträgt rund das Dreifache des Sparbetrags, bei einem vollen Bausparer also rund 22.000 Euro. Hier würde die vorzeitige Vertragsauflösung also circa 110 Euro kosten. Fazit: Wer nicht durchhält, macht sicher Verlust.
Unrealistische Modellrechnungen
Bedeckt halten sich die Banken betreffen den Spesen, welche über die Laufzeit hinweg anfallen: „Es wäre mehr als fair, die Spesen pro Laufzeitjahr und nicht pro Kalenderjahr zu verrechnen, damit Konsumenten nicht wieder draufzahlen. Weiters müssen die Kontospesen in den Berechnungsmodellen berücksichtigt werden", sagt AK-Konsumentenschützer Christian Prantner. Dies ist nämlich oft nicht der Fall, was es kaum abschätzbar macht, wie hoch der Ertrag am Ende sein wird. Die s-Bausparkasse etwa kalkuliert im Tarif „Plus-Bausparen“ bei 100 Euro Monatszahlung nach 6 Jahren ein Endguthaben von € 7937,80 nach KESt. Das wäre ein Gewinn von € 737,80 und ein Effektivverzinsung von 3,07 Prozent. Tatsächlich hat die Rechnung mehrere Haken: Die nur für 12 Monate gültige Startverzinsung von 3% wird bis zum Ende durchgerechnet, erscheint jedoch angesichts des aktuellen Zinsniveaus unrealistisch. Und die Kontoführungsspesen sind nicht berücksichtigt.
Effektiv bleiben also kaum mehr als 2% im Jahr, und die frisst die Inflation derzeit locker weg. Wenn man bedenkt, dass man bei vorzeitiger Auflösung auch nominell draufzahlt, erscheint es höchst fraglich, warum der Bausparvertrag des Österreichers liebste Sparform ist.