Wer kein „Kind der Partei“ ist, hat’s in der ÖVP nicht leicht. Diese Erfahrung musste zuletzt Claudia Bandion-Ortner als Justizministerin machen. Spätestens nach ihrem Abschied will sie keiner mehr kennen. Quereinsteiger ist auch der neue Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Der ehemalige Rektor der Universität Innsbruck und einstige Grün-Lokalpolitiker wird derzeit auf Linie gebracht. Sein Umfeld gestaltet die Partei. Töchterle hat wenig mitzureden.
Foto: Anna Rauchenberger
Gestern trat der Unterausschuss des Wissenschaftsausschusses zusammen, der die Reformvorschläge für Österreichs angeschlagene Universitäten behandelt. Töchterle glänzte mit Abwesenheit. „Ich hätte mir schon erwartet, dass der Minister kommt und sich an der Sachdiskussion beteiligt“, war Obmann Martin Graf (FPÖ) enttäuscht. Doch die ÖVP-Strategen wollten den neuen Mann offenbar noch nicht von der Leine lassen. Zu groß die Gefahr, dass er sich in den Diskussionen insbesondere mit den Oppositionsabgeordneten verplaudern könnte, ihnen gar Recht geben auf Grund seiner praktischen Erfahrungen als Rektor.
[adsense:468×60:9459532571]
Indessen dürfte Töchterle einem Crashkurs für schwarze Wissenschaftspolitik unterzogen worden sein. Deren Maxime, Geld von den Studenten zu fordern, ohne Reformen anzubieten, zog sich durch Töchterles heutiges Interview im Ö1-Morgenjournal. Klingt schon sehr nach seinen Vorgängern Johannes Hahn und Beatrix Karl. Um allzu viel selbständiges Denken im Wissenschaftsministerium nicht aufkommen zu lassen, soll die ÖVP Töchterle sogar den Kabinettschef verordnet haben.