Die meisten Zeitungen sind mit schwindenden Leserzahlen konfrontiert. Zumindest jene, die bereit sind, für die Lektüre einer Zeitung Geld auszugeben, werden immer weniger. Bei der Klausur des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) rief die Geschäftsführerin des deutschen Demoskopie-Instituts Allensbach, Renate Köcher, die Verleger auf, „mehr Kampfgeist“ zu zeigen. Derzeit würden sich viele verhalten wie die Kirche, „die jedes Jahr eine Austrittswelle hinnimmt“.
Hofberichterstattung könnte dafür mitverantwortlich sein.
Foto: Werner Faymann / flickr (CC BY-ND 2.0)
Beklagt wurde bei der Konferenz, dass sich vor allem junge ungebildete Männer vom Lesen verabschieden würden und Informationen im Internet nur schlagzeilen- und ereignisorientiert aufgenommen würden, wodurch sich das Interessenspektrum der Medienkonsumenten verenge.
Was in der Diskussion naturgemäß ausgeklammert wurde, ist, dass es Zeitungen gibt, die andere Wege gehen. Einerseits jene, die sich wie das Gratisblatt Heute von der Bezahlung durch die Leser völlig unabhängig gemacht haben, dafür noch stärker als andere am Gängelband der Ministerien und der Wiener Stadtregierung, von wo aus die Inseraten-Millionen fließen. Nachdem aber auch die anderen Zeitungen kaum regierungskritischer berichten, kann dieses Blatt trotz offensichtlichen Meinungskaufs in der Publikumsgunst bestehen.
Ein anderes Phänomen ist derzeit in Deutschland vor allem an der soeben ihr 25jähriges Bestehen feiernden Wochenzeitung Junge Freiheit erkennbar. Mit einem klaren national-konservativen Profil grenzt man sich vom Mitbewerb deutlich ab und wächst in der verkauften Auflage kontinuierlich. Ein Effekt, den auch wir von Unzensuriert.at beobachten können, seit wir das Unzensuriert-Magazin als vierteljährliche Druckausgabe anbieten. Für Inhalte, die sich vom gleichgeschalteten Mainstream unterscheiden, sind die Menschen durchaus bereit, Geld auszugeben. Und sie werden im Internet immer öfter fündig, wenn sie abseits der von den VÖZ-Mitgliedern ausgetrampelten Pfade nach Information suchen – sehr zum Leidwesen der Zeitungsverleger.
Gratisabo als Medienförderung unter Konkurrenzbedingungen
Eine Möglichkeit, den beobachteten Leserschwund zu bekämpfen und gleichzeitig die Förderung der Zeitungen vom Zuspruch des Publikums abhängig zu machen, hat jüngst der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) vorgeschlagen. Jungwähler sollten als Mittel der Medienförderung ein Abonnement einer Zeitung ihrer Wahl bezahlt bekommen. Voraussetzung für eine Ausweitung der Medienförderung wäre freilich eine klar erkennbare Bereitschaft der Zeitungen, sich aus der Umklammerung der rot-schwarzen Inseratenabteilungen in den Ministerien zu befreien.