So geht also die Stadt Wien mit dem sogenannten kleinen Bürger um: Weil Karl-Heinz M. auf einem Wirtschaftsweg eine kranke Birke fällte, um Passanten vor herabfallenden Ästen zu schützen, soll der Mann fast ein ganzes Monatsgehalt, nämlich 1232 Euro Strafe zahlen. Als wenige Tage später Mitarbeiter der für die Stadtgärten zuständigen MA 42 bei der Prater Hauptallee einen mächtigen, alten Baum umschnitten, in dem junge Spechte von ihren Eltern aufgezogen wurden, passierte gar nichts.
wurden junge Spechte von ihren Eltern aufgezogen.
Foto: Andy Pumpa
Anrainer hatten die Medien informiert, dass angeblich mitten in der Brutzeit der Baum umgeschnitten wurde und Jungspechte starben. Die Kronen Zeitung berichtete darüber und zitierte einen Spaziergänger: „Ich habe diese Idylle in den Mittagsstunden beobachtet. Als ich am Abend wieder vorbeikam, war der Baum gefällt worden und hatte eine breite Schneise in den Auwald geschlagen. Von den Spechten gab es weit und breit keine Spur mehr.“ Also wandte sich der Krone-Informant an die Naturwacht, die ihm dem Vernehmen nach bestätigte, dass die Spechte zu den streng geschützten Tieren zählen. Und wer sie tötet, so die Auskunft, Eier absichtlich zerstört, beschädigt oder wegnimmt, der muss mit einer Strafe von bis zu 21.000 Euro rechnen.
Anton Reisner von der Wiener Naturwacht gegenüber Unzensuriert.at: „Wir wundern uns selbstverständlich, dass gerade während der Brutzeit von offensichtlich nicht fachkundigem Personal Fällungen durchgeführt wurden. Die Küken hatten keine Überlebenschance, da neben Krähen auch Marder, Füchse und Katzen in diesem Gebiet leben.“
Keine Auskunft von Stadträtin Ulli Sima
der Brutzeit gefällt haben – junge Spechte starben.
Foto: Andy Pumpa
Schwer vorstellbar, dass die Magistratsabteilung 42, die ja auch Baumpolizei in Wien ist, ihre eigenen Mitarbeiter bestraft. Die Kronen Zeitung formuliert es so: „Vogelmord im Wiener Prater – und die Täter sind Mitarbeiter der MA 42!“ Eine Stellungnahme bei der zuständigen Stadträtin Ulli Sima holte die Krone nicht ein. Dagegen wollte Unzensuriert.at dem Ehrenkodex des Österreichischen Presserates entsprechend von Sima wissen, welchen Hintergrund dieser Baummord im Prater hat. Doch ihre Pressesprecherin, Anita Voraberger, gab dazu keine Auskunft. Diesbezügliche Anfragen per Mail am 27. Mai, 1. und 2. Juni blieben unbeantwortet. Was den Schluss zulässt, dass Ulli Sima zu den internen Taten lieber schweigt, anstatt die Bürger, wie es sich gehören würde, umfassend zu informieren. Aber diese Art der Pressearbeit kennen wir ja schon von den Wiener Linien.