Die Regierung jubelt, dass die Arbeitslosigkeit weiter rückläufig ist. Vom Vorkrisenniveau ist man allerdings noch weit entfernt. Im Mai 2008 gab es in Österreich immerhin um 50.000 Arbeitslose weniger. Aktuell haben inklusive Schulungsteilnehmer 287.149 Menschen keine Arbeit, diametral beklagt die Wirtschaftskammer, dass der Arbeitsmarkt unter Personalmangel leide.
Der frühere Vizekanzler Josef Pröll ist übrigens nicht unter den Arbeitslosen. Nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden aus der Politik hat die Raiffeisen-Familie für „ihren Sohn“ einen zusätzlichen Vorstandsposten geschaffen. Pröll, der in der ÖVP und im Bauernbund Karriere gemacht hat, kann ja nichts anderes als Chef sein. So gut wie Pröll geht es den anderen fast 300.000 Arbeitslosen in Österreich nicht. Ihnen hilft keiner. Vor allem nicht die Regierungskoalition, die lieber Fachkräfte aus dem Ausland holt (weil sie für die Wirtschaft viel billiger sind), als selbst Anstrengungen zu unternehmen, heimische Arbeitskräfte fachgerecht auszubilden. Wer hierzulande die Arbeit verliert, wird in fragwürdige AMS-Schulungen gesteckt, in denen die Teilnehmer dann lernen, wie man eine richtige Bewerbung formuliert. Mehr fällt Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und seinem Vize Michael Spindelegger (ÖVP) offenbar nicht ein.
Lehrlings-Förderungen einfach gestrichen
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„Diese Regierung spricht nicht unsere Sprache, sie ist wirtschafts- und praxisfremd,“ sagt der Bundesobmann des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RfW), Fritz Amann. Aktuell seien die Großkoalitionäre drauf und dran, das vorbildliche System der betrieblichen Lehrlingsausbildung komplett „an die Wand zu fahren“. Zuerst habe man den Betrieben den sogenannten Blum-Bonus genommen, dann wäre über Nacht auch gleich die halbe Lehrlingsförderung gestrichen worden. Faymann und Co tun also alles, um in Zukunft ja keine Fachkräfte mehr zu haben. Eine fatale Politik, wie man auf dem Arbeitsmarkt sieht. Im Kurier beklagt die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), dass allein in der IT-Branche 10.000 Fachkräfte fehlen würden.
SPÖ und ÖVP haben es seit Jahrzehnten verabsäumt, wirkungsvolle Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Land genügend Fachkräfte hat. Dagegen folgte man vor allem der gängigen SPÖ-Philosophie, möglichst allen Menschen das Studieren zu ermöglichen – mit all den negativen Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt: Zuwenig Pflegepersonal und Fachkräfte in den Handwerksberufen. Dort werden gut ausgebildete Menschen benötigt, aber vergeblich gesucht. Auf der anderen Seite nehme die Zahl der Arbeitslosen auch bei den Akademikern dramatisch zu, wie Herbert Buchinger vom Arbeitsmarktservice in einem Kurier-Interview beklagte.
Die Fehler sind seit Jahrzehnten bekannt. Doch die Regierung schaut weiterhin tatenlos zu, hat keine Ideen und keine Zukunfts-Visionen. Das Einzige, was den Herren Faymann, Spindelegger und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner einfällt, ist der Ruf nach ausländischen Fachkräften. Ein Armutszeugnis für diese Politiker.