Klare Worte fand der bundesdeutsche Ökonom Wilhelm Hankel anlässlich einer FPÖ-Enquete am 09. Juni .2011 in der Wiener Börse zur aktuellen Griechenlandkrise. In der derzeitigen Lage kann laut Hankel nur ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro vor größerem Schaden bewahren. In einer breit angelegten Analyse legte Hankel die Fehlerquellen seit Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion offen. So ist für ihn vor allem das Aufsetzen einer Einheitswährung auf der Grundlage vollkommen unterschiedlich entwickelter Volkswirtschaften, die Fehlerquelle Nummer 1.
Scharfe Kritik an Europäischer Union und EZB
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Scharf kritisiert Wilhelm Hankel in diesem Zusammenhang die Europäische Union und die EZB. So wandte er sich klar gegen die Annahme, dass durch einen währungspolitischen Zusammenschluss von Staaten, die ganz unterschiedlich strukturiert sind, Vereinigte Staaten von Europa geschaffen werden könnten. Für Hankel manifestiert sich dies gerade im derzeitigen Nord-Süd Gefälle der ökonomischen Stabilität zwischen einem mittel- und nordeuropäischen Kerneuropa und den weit zurück liegenden Süd- und Mittelmeerländern Griechenland, Portugal, Spanien und Italien.
Hankels Alternative: Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten
Die aktuelle Transferunion lehnt Hankel ab, da sie unfinanzierbar sei. So könnten die Länder, denen angeblich geholfen werden soll, die damit verknüpften Auflagen nicht erfüllen, was insgesamt eine politische Destabilisierung nach sich ziehe. Um diese falsche Entwicklung zu stoppen, plädiert Hankel für ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten. In diesem Zusammenhang kann Hankel einem Austritt Griechenlands aus der Währungsunion sehr viel abgewinnen. Würde dieser Austritt der Griechen mit einer gleichzeitigen, Abwertung der neuen eigenen Währung verknüpft werden, dann hätte dies sogar Vorteile für alle Beteiligten. Der Euro würde nicht in Gefahr geraten, dafür würde im Gegenteil eine Stärkung der Stabilität dieser Währung zu erwarten sein. Als Alternative wäre auch eine Hartwährungsunion ökonomisch stabiler Länder, wie etwa Deutschland, Österreich und den Niederlanden gegenüber der Euro-Zone denkbar oder eine Rückkehr zu den nationalen Währungen mit der Umrechnungswährung ECU.
Kämpfer für wirtschaftspolitische Vernunft
Wilhelm Hankels Wort hat unter Ökonomen international Gewicht, ist er doch seit vielen Jahrzehnten ein Vorreiter einer pragmatischen und damit vernunftorientierten Wirtschaftspolitik. Begonnen hatte Hankel seine Karriere in der Deutschen Bundesbank, weitere Karriereschritte führten ihn an die Seite des legendären deutschen SPD-Wirtschaftsministers Karl Schiller. Im Anschluss ging Hankel in die Wissenschaft als Universitätsprofessor für Ökonomie, blieb der praktischen Wirtschaftspolitik aber als Berater bis heute erhalten. Hankel gilt als Euro-Kritiker der ersten Stunde, was auch zu einer Abkehr von seiner politischen Heimat SPD führte. Bereits 1997 reichte Hankel gemeinsam mit anderen Protagonisten eine Klage beim deutschen Bundesverfassungsgerichtshof gegen die Einführung des Euro ein. Im Jahr 2010 hat Hankel gegen die Griechenlandhilfe der Europäischen Union Klage geführt, das Verfahren läuft aktuell noch.