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27. September 2011 / 10:02 Uhr

“Hacker” veröffentlichen 25.000 Polizistendaten

BildErneut ist die "Hackergruppe" AnonAustria in den Medien – diesmal, weil sie die Daten von 25.000 Polizisten veröffentlichte. Inklusive des vollen Namen und der Wohnadresse. Doch von einem "Hack", wie ihn die Boulevardmedien quer über die Titelseiten drucken, kann kaum die Rede sein: Die Gruppe selbst behauptet, dass die Daten ihr "zugespielt" wurden – und sie demnach nichts anderes tat, als die Beamten grundlos und mutwillig der Gefährdung preiszugeben.

 

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25.000 Polizisten müssen nun um ihr Privatleben fürchten.
Foto: Cha già José / wikimedia / (CC BY-SA 2.0)

Bereits mit ihren früheren Aktionen hat AnonAustria deutlich ihre politische Präferenz preisgegeben. Obwohl sie sich als Untergruppe des Internetkollektiv "Anonymous" bezeichnen, verstäßt sie grundlegend gegen ihre eigenen Regeln: Sie agiert politisch (im Gegensatz zum ursprünglichen Chaosprinzip), schließt Anonymous-Aktivisten aus der Gruppe aus (Anonymous hat weder Hierarchie, noch hindert es Personen daran, sich ihm anzuschließen) und verbreitet politische Botschaften über ihr gut besuchtes Twitterprofil. Die wesentlichen Aktivisten von AnonAustria sind vermutlich dem grünen Umfeld zuzuordnen, da man alle politischen Hacks begrüßte und unter eigenes Banner nahm – sich jedoch von dem Hack der Grünen-Seite, der ebenfalls von Anonymous ausging, deutlich distanzierte und den Verantwortlichen sogar drohte.

Keiner will's gewesen sein

Nun wurde offenbar einem der Aktivisten der Datensatz der Polizeibeamten zugespielt. Laut Innenministerium kamen die Daten aus einem polizeinahen Verein, die Ministeriumsdaten seien sicher. Ob es sich dabei nur um ein Manöver von Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) handelt, um sich selbst und die Beamten unter ihrer Führung reinzuwaschen, bleibt abzuwarten. Die größten polizeinahen Vereine haben jedenfalls dementiert und bestreiten zum Teil sogar, jemals in Besitz dieser Daten gewesen zu sein.

Obwohl eine freiwillige Übergabe bestätigt wurde, nutzen die sogenannten "Hacktivisten" die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, wie unsicher die Vorratsdatenspeicherung sei. Offenbar sind sie der Meinung, dass auch die Personendaten des EU-weiten Sicherheitssystems aus heiterem Himmel an destruktive Linksextremisten verschenkt werden. Eine Gefahr, die zweifellos besteht. Ein "Maulwurf" in den eigenen Reihen ist in der Lage, selbst das beste Sicherheitssystem auszuhebeln.

Staatsanwaltschaft verfolgt konkrete Spur

Wer auch immer in diese Veröffentlichung verwickelt ist, hat sich nun massive Probleme eingehandelt: Der stellvertretende Vorsitzende des Datenschutzrates, Werner Herbert (FPÖ), fordert die "umgehende und umfassende Aufarbeitung" des Skandals: "Die Schuldigen müssen zur Rechenschaft gezogen werden." Das Innenministerium ermittelt auf Hochtouren, laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Thomas Vescey gibt es bereits konkrete Verdächtige.

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